Ehrenbürger im Exil


Am anderen Ende der Welt wartet ein Ehrenkomitee auf sie. Aber The Datsuns müssen erstmal rocken.

Ist das noch Rock’n‘ Roll? „Der Bürgermeister von Cambridge hat gestern wieder angerufen“, berichtet Datsuns-Gitarrist Christian, „und wollte wissen, wann er uns endlich den ‚Schlüssel der Stadt‘ überreichen kann “ die höchste Auszeichnung, die das 13.000-Einwohner-Städtchen in Neuseeland zu vergeben hat. An verdiente Bürger. Wie die Datsuns: Die vier dürren Burschen Mitte 20 sind die berühmtesten Bürger, die der Ort je hervorgebracht hat. „Cambridge ist bekannt für seine Rugby mannschaft, Pferde, Altersheime und Bäume“, erklärt Drummer Phil, der als einziger in der Band etwas Anständiges gelernt hat (Gasinstallateur). Rugby war der Datsuns Dingnicht, sie gründeten noch zu Schulzeiten ihre Band. „Wir passten nirgends rein.“ Also taten die vier, was Neuseeländer selten tun: Sie hauten ab. „Weil alles so weit weg ist, neigen Neuseeländer dazu, daheim zu bleiben. Aber wir wollten raus“ Sie spielten Konzerte in Australien und schließlich in den USA. Nach einigen Shows im Vorprogramm der White Stxipes dämmerte den Jungs: Das kann was werden. Und plötzlich war ihre Art Garagenrock total angesagt. Man flog nach England, wo die Presse erwartungsgemäß ausflippte, unterschrieb einen Plattenvertrag und nahm das Debüt the datsuns au£ Jetzt lebt das Quartett im freiwilligen Exil in London und spielte dort auch das zweite Album OUTTA sight/outta mind ein. Das klingt nicht sooo viel anders als das erste – grooviger Hochenergierock für die Kiste Bier am Baggersee. Produziert hat allerdings ein ganz Großer: Ex-Led-Zeppelin-Bassist John Paul Jones. Der sei lieb gewesen und überhaupt nicht arrogant, betonen die Datsuns, deren neue Songs sich textlich fast alle darum drehen, dass es zwar super ist, als Band um die Welt zu reisen, aber auch ein bisschen doof, denn“niemand von uns ist mehr mit derselben Person zusammen wie vor zwei Jahren“. Die Mehrheit ist gar nicht liiert, „weil man entweder seine Band am meisten liebt oder einen anderen Menschen, und wir habenunsimMomentfördieBand entschieden“

Was sich wieder ändern kann, denn die „The Bands“-Welle scheint ihren Scheitelpunkt überschritten zu haben. Mit Sorge hat Christian vernommen, dass nun auch die Backstreet Boys einige Rocknummern für ihrnächstes Album aufnehmen: „Das wäre dann wohl das Ende“ Obwohl: „Hauptsache ist, wir mögen, was wir machen. Wenn wir dann irgendwann nicht mehr cool sind, ist das auch cool.“