Eine Wolke über allem
Naked Lunch: Fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass die österreichischen Indie-Rocker ihre letzte Platte veröffentlichten. 1999 schlugen Naked Lunch, die sich bis dahin bemüht hatten, zuerst nach Grunge und später nach Britpop zu klingen, mit love junkies erstmals eine wirklich eigene Richtung ein. „Wir haben dieses Drei-Mann-Rock-Gitarren-Ding sehr lang gespielt“, meint Sänger und Gitarrist Oliver Welter. „Das ist eine persönliche Limitierung, die eine Zeit lang gut ist, aber irgendwann wird es langweilig. Und dann kam noch unser neuer Mann (Stefan Deissenberger] om Keyboard, der aus einer ganz anderen Ecke kommt, nämlich der Elektronik. Er hat eine klassisch fundierte Ausbildung, und wir waren immer die Rock-Autodidakten. Das war eine spannende Symbiose. Nach love junkies stand die Band dann aber erst einmal ohne Plattenvertrag da und nutzte diesen Umstand, um sich „von dem ganzen Majorplatten wahnsinn, den wir bis dahin durchgemocht hatten“, zu regenerieren – und anderen Projekten zu widmen: Bassist Herwig Zamernik richtete sich ein eigenes Studio ein und produziert jetzt andere Bands. Oliver Welter komponiert Film- undTheatermusik. Nebenbei nahmen sie in Eigenregie [und selbst finanziert) das neue Album songs for the exhausted auf, wassich über ein ganzes Jahr hinzog. Ein weiteres Jahr verging dann noch, bis endlich ein Label gefunden war, das die Scheibe veröffentlichen wollte. Darf man den Albumtitel also programmatisch verstehen?“.Es gab große Einschnitte im Leben von uns allen“, meint Welter, ohne darauf näher einzugehen, und verallgemeinert: „Wenn man die Augen aufmacht und schaut, was in der Welt passiert, kann ich das nurals einen hohen Erschöpfungsgrad beschreiben, der sich wie eine Wolke über olles legt,