Einheitsbrei aus dem Äther
im radio regiert die langeweile
Der Anteil deutscher Produktionen am Musikprogramm der Radiosender solle mindestens 40 Prozent betragen, fordern heimische Klangkünstler wie Udo Lindenberg, Wolfgang Niedecken und Peter Maffay. Viel zu bescheiden! Warum nicht 60 Prozent? Oder gar 80? Ich fordere „Hot-Rotation“ für das Original Naabtal-Duo, fundierte Specials über Roland Kaiser und Konsorten, Heiteres über Heino, Niedliches über Nicole. Der Rest der Sendezeit gehört dann ausländischen Avantgarde-Künstlern wie Tina Turner, Joe Cocker oder Phil Collins. Warum dieser Zynismus? Nun, weil manche Menschen ihre Radiogeräte schon vor Jahren aus dem Fenster geworfen haben. Für andere ist der Dudelfunk das akustische Pendant zum Gartenzwerg: völlig zweckfrei, verschandelt das Heim, aber man hat sich dran gewöhnt. Arrogante Ansichten? Hören wir doch einfach mal Leuten zu, die es wissen müßten.
„Sicher ist die Radiolandschaft sehr konservativ, aber wir müssen nun mal auf die Einschaltquoten achten“, sagt Jim Sampson, Verantwortlicher bei Bayern 3, dem Pop-Programm des Bayerischen Rundfunks. Walter Schmich, sein Kollege vom gleichen Sender, legt Wert darauf, „daß wir uns mit der Musikauswahl an der breiten Masse orientieren, weil wir ein Massenprogramm sind.“ Jochen Rausch von Eins Live, der Jugendwelle des Westdeutschen Rundfunks (WDR), räumt immerhin ein, daß „ein populäres Programm wie unseres echte Musikfreaks natürlich nicht glücklich machen kann.“ Bei den Privaten sind eh schon längst alle Skrupel über Paradoxe Situation: Die Zahl der Sender nimmt weiter zu, die Qualität des Programms dagegen beständig ab. Im Kampf um Quoten und Werbekunden bleibt die musikalische Vielfalt auf der Strecke. Peter Felkel über den formatierten Einheitssound des deutschen Radios.
Bord gegangen. Viktor Worms von Antenne Bayern, einem der größten Privatfunker der Republik, ist richtig glücklich mit seinem Sender. „70 Prozent dessen, was wir spielen, höre ich auch privat sehr gerne, Billy Joel, Elton John oder die Scorpions. So macht die Arbeit natürlich Spaß.“ Aber – Vorsicht, jetzt kommt’s – „ich hätte überhaupt kein Problem damit, ein Format zu fahren, das mich als Hörer nicht interessieren würde. Ich habe da keinerlei Sendungsbewußtsein.“ Daß so etwas altgediente Moderatoren wie Jürgen Herrmann, seit 1971 beim Bayerischen Rundfunk, ins Mark trifft, ist klar. „Dem Radio fehlt die Spannung, der Überraschungseffekt. Es gibt nur noch Hits, Hits, Hits. Mit dem Ergebnis, daß alles austauschbar wird“, klagt er. Den Grund liefert er gleich mit: „Es geht gar nicht mehr um Musik, sondern ums Geschäft.“ Die Moderatoren, wettert er, seien bestenfalls noch Präsentatoren, „ständig wahnsinnig toll drauf“, ihre Ansagen von keinerlei Musikwissen getrübt. Den Redakteuren gehe es bloß um „Durchhörbarkeit“ und darum, was andere Sender so machen. „Die belauern sich alle gegenseitig.“ Was seiner Meinung nach daran liegt, daß „vielen Verantwortlichen die Inhalte einfach wurscht sind. Das akustische Layout muß stimmen, das Format muß stimmen, die Quote muß stimmen.“ Und was dabei herauskommt, „hat doch mit Radiokultur nichts mehr zu tun. Das ist wie eine Gitarre ohne Saiten.“ Derlei Cassandra-Rufe kann Peter Stockinger, Programmchef von SWF 3, schon lange nicht mehr hören, obwohl ihm die grassierende Seichtigkeit des Scheins auch nicht schmeckt. „Wenn so ältere Herren von früher reden und davon, daß damals alles besser war, ist das ungerecht der neuen Musik gegenüber. Außerdem wollen die nur zum 1000. Mal ihre alten Sachen hören.“ Indirekt räumt er aber ein, daß mehr als ein Körnchen Wahrheit in derartigen Tiraden steckt. „Natürlich kann man die Konkurrenz gerade der Privaten nicht außer acht lassen, und natürlich hat das in der Summe auch die Musiklandschaft verändert.“ Stockinger, ganz Pragmatiker, hat erkannt, daß man die Hörer nicht „mit Massen an Neuem und Unbekanntem zuschütten kann.“ Also spielt SWF 3 die Charts rauf und runter, arbeitet aber auch gegenläufig, „indem wir eine Hot-Rotation mit von uns gesetzten Titeln haben, in der gezielt neue Gruppen laufen.“ Der Erfolg gibt den Herrschaften recht, und er hat auch einen Namen: Fool’s Garden.
Nun könnte man mit Fug und Recht behaupten, Fool’s Garden seien blasser Mainstream, gehörten also der Musikrichtung an, die für jeden Herrn X beim Sender Y die allein seligmachende ist. BR-Mann Walter Schmich spricht in diesem Zusammenhang vom „kleinsten gemeinsamen Nenner unserer Hörer“, den die Pop- und Rock-Musik der 70er und 80er Jahre darstelle. In diesem Zusammenhang fallen Namen wie Bryan Adams oder Huey Lewis, inxs oder U2. Apropos U2: Der durchschnittliche Radiohörer könnte die Iren angesichts ihrer etText: Peter Felkel
(me/sounds report)
was eindimensionalen Präsenz im Funk für eines dieser britischen One-Hit-Wonder halten, das mal mit einem Song in den Charts war, der irgendwie ‚I Still Haven’t Found What l’m Looking For‘ oder so ähnlich hieß. Was ist eigentlich mit den anderen Stücken aus dem nicht eben kleinen Backkatalog der Dubliner? „Wir haben 13 U2-Titel in der Rotation“, verkündet Schmich stolz, „‚Mysterious Ways‘ zum Beispiel oder ‚Even Better Than The Real Thing‘.“ Vermutlich rotieren diese Songs als Stummfilm.
Ganz anders sieht es beim im Westen der Republik so populären Programm Eins Live aus. Behauptet zumindest der WDR-Redakteur Jochen Rausch. „Bei uns laufen im Tagesprogramm die H-Blockx, Garbage, Smashing Pumpkins, Die Toten Hosen oder Skunk Anansie. Dazu gibt es Thementage, beispielsweise über Auschwitz. Aber ohne erhobenen Zeigefinger.“ Das ist doch zumindest mal ein Anfang. Funkstille herrsche dagegen für Pur oder Kelly Family – noch ein Pluspunkt – oder „die ganz harten Gitarrensachen“. Ein Beispiel bitte, Herr Rausch: „Na ja, mit Metallica tun wir uns schwer.“ Metallica, so so. Sind die nicht schon längst Mainstream? Schnell einen Blick in die Branchenbibel ‚Billboard‘ geworfen. Und richtig: In den amerikanischen Mainstream(!)-Radio-Charts vom Januar stehen auf den ersten fünf Plätzen Soundgarden (‚Blow Up The Outside World‘), Stone Temple Pilots (‚Lady Picture Show‘), Metallica (‚Hero Of The Day‘), Bush (‚Swallowed‘) und die Wallflowers (‚One Headlighf). Kein Witz. Wirklich. Was die Frage aufwirft, wer um alles in der Welt den Radiomachern bundesdeutscher Provenienz weisgemacht haben kann, Mainstream seien Weichspüler wie Rod Stewart, Elton John oder John Mellencamp. Glückliche USA? „Bullshit“, schnaubt BRRadiomacher Jim Sampson. „Um dort als Sender erfolgreich zu sein, brauchst du einen Marktanteil von drei bis vier Prozent. Selbst so eine renommierte Station wie K-ROCK in Los Angeles kommt nur auf fünf Prozent. Wenn du in Deuschland Erfolg haben willst, benötigst du mindestens neun Prozent.“ Da ist es wieder, das allgegenwärtige Schielen auf die Einschaltquoten. „Weil die Leute fragen, wozu sie Rundfunkgebühren zahlen, wenn sie dann doch abschalten“, wie es Sampson formuliert, oder weil – bei den Privaten – die Werbeeinnahmen davon abhängen.
„Die Werbewirtschaft will natürlich so viele Kontakte wie möglich, und die verschaffen wir ihnen.“ Antenne Bayern-Mann Worms ist ganz Diplomat. Da wäre es doch viel praktischer, die Kunden würden gleich eigene Sendungen lancieren, oder? „Möglich, daß es so etwas gibt, aber definitiv nicht bei uns.“ So weit, so klar.
Ebenso klar ist aber auch, daß man bei den Summen, um die es da geht, nichts dem Zufall überläßt. Ein Beispiel: Die Sender, ob öffentlichrechtlich oder privat, spielen am liebsten Megaseller wie Phil Collins und Tina Turner. Was – rein kohlemäßig-verständlich ist. Dann folgt periodisch die sogenannte „Music Research“. Das heißt, man fragt die Leute, was die denn gern so hören. Die Antwort: „Phil Collins und Tina Turner“. Und in den Funkhäusern knallen die Sektkorken, weil man Volkes Favoriten so gut getroffen hat. Zweites Beispiel: Interessanter für die Werbewirtschaft, weil eine Spur aussagekräftiger, sind die Medienanalysen, bei denen – vereinfacht gesagt – der Mann/die Frau auf der Straße nach seinem/ihrem Lieblingssender gefragt wird. Was tun unsere Sender also schon Wochen vorher? Sie starten Werbefeldzüge, plakatieren wie wild, veranstalten die abstrusesten Gewinnspiele, um die eigene Existenz auch noch dem letzten Trottel ins Gehirn zu fräsen – und spielen Phil Collins und Tina Turner und Tina Turner und Phil Collins. Und weil das alle tun, entsteht ein Effekt, den man in der Politik „Nullsummenspiel“ nennt. Glaubt wirklich jemand, daß, wenn alle Sender das gleiche spielen, alle Leute auch alle Sender hören?
„Die Musik darf um Gottes willen nicht wehtun“, weiß ein Insider. Und damit es auch ja keine Aufregung gibt, wird so ein Radiotag generalstabsmäßig geplant. Da ist zunächst die Frühschiene mit flotter Musik, die die Leute goutieren können, „ohne den Kaffee über den Tisch zu kotzen“ oder sich unter der Dusche zu versingen. Dann die Hausfrauen- oder Bürozeit mit netten, verspielten Klängen, auch mal einem halbherzigen Reggae; später die auf Kids zugeschnittene Hausaufgabenzeit, wo’s gern etwas heftiger zugehen darf; aber am späten Nachmittag/frühen Abend, der „Drive Time“, da gehört das Radio wieder dem Papi. Nur am Abend, da ist der Hörer das unbekannte Wesen, da wird kräftig im Nebel gestochert. Und bei solchen Aktionen pflegen, so groß die Streuung zwischen Techno und Take That auch ist, Treffer selten zu sein. Ein Beispiel, daß es auch anders geht, ist seit vier Jahren Radio Fritz, die Jugendschiene des ORB (Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg). „Wir wecken unsere Hörer mit den Toten Hosen, mit Metallica und Nirvana“, erzählt Programmchef Helmut Lehnert. Mit Erfolg: Platz 2 unter 36 Radiostationen bei den 14- bis 39jährigen, der für die Werbung attraktivsten Zielgruppe überhaupt und das auf dem europaweit am meisten umkämpften Radiomarkt, Berlin. Ist eben doch hilfreich, wenn man sich die Liebe zur Musik und den Respekt vor seinem Publikum bewahrt hat. „Die Hörer sind nicht so doof, wie sie die Radiomacher gern hinstellen“, ist Lehnert überzeugt. Ein bißchen Sendungsbewußtsein kann auch nichts schaden. „Wir versuchen, die Hörgewohnheiten der Leute zu ändern und sind interessiert an Menschen, für die das Leben mit 25 noch nicht zu Ende ist.“ Was nicht nur ambitionierter klingt als die üblichen Phrasen vom „frechen, kritischen, schrillen, schrägen Programm für ein Massenpublikum“, sondern auch glaubwürdiger angelegt ist. Da moderierten eben die Toten Hosen mal eine Sendereihe („Tausend Takte Tanzmusik“), gibt es allabendlich von 20 bis 22 Uhr Specials zu täglich wechselnden Themen von Grunge über Heavy Metal bis Jungle und Raggamuffin und – einmalig in der bundesdeutschen Radiolandschaft – von 22 bis 1 Uhr drei Stunden Talkradio.
Fritzes Fischzüge bringen längst auch die ganz großen Fänge, eine weltweite Übertragung des Berliner Konzertes von Pearl Jam etwa. Als Nachschlag legte Eddie Vedder anschließend noch eben mal eineinhalb Stunden lang seine Lieblingsplatten auf. So eine Position erobert man natürlich nicht ohne Risiko. „Wir haben das gemacht, was andere für zu gefährlich gehalten haben“, erklärt Lehnert. Und gibt es wenigstens jetzt, da es funktioniert, Nachahmer? Leider kaum. Gängigstes Argument: „Wir machen kein Programm für Berliner Hipster, sondern für ein Massenpublikum.“ Eine halbe Million Hipster in der einst geteilten Metropole? Hauptstadt, du hast es gut. „Je härter es auf dem Markt zugeht, desto höher muß die Qualität der Radiostationen sein, desto mehr muß man das Interesse der Leute wachhalten. Gewinnspiele und Gedudel sind da zu wenig.“ So weit Helmut Lehnert.
Für einen Sender mit ähnlich hohem Qualitätsanspruch muß man schon über die Landesgrenzen hinausblicken. Nach Österreich beispielsweise. Bei Radio FM 4, dem Jugendsender des Österreichischen Rundfunks (ORF), der mit dem privaten Radio Blue Danube zusammenarbeitet, „können die von 19 bis 1 Uhr senden, was sie wollen, und
tun das auch. Das ist ein echter Lichtblick“, weiß Gerhard Strunz. Strunz leidet schon von Berufs wegen unter dem grassierenden Flachsinn. Er ist Funkpromoter von Rough Trade und darf/muß seit sieben Jahren Neuveröffentlichungen seiner Plattenfirma bei den Sendern unterbringen. „Das ist mittlerweile ein sehr frustrierender lob. Vor einigen Jahren gab es noch mehr Nischen, doch die wurden alle ausgemerzt.“ Zwar gebe es nach wie vor noch einen Zusammenhang zwischen einem im Radio gesendeten Song und den Verkaufszahlen, „doch durch das Bügelradio verkaufst du keine Platte zusätzlich“. Ergo konzentriert er sich auf gewisse Schwerpunkte im eigenen Katalog, „damit das Publikum die Möglichkeit bekommt, zumindest die zu hören“. Was – theoretisch – die Gefahr birgt, daß man irgendwann einmal anfängt, die Akzente so zu setzen, wie die Sender es verlangen. Davon sei man aber noch weit entfernt, beteuert Gerhard Strunz und versucht ansonsten, die Sache mit Humor zu sehen: „Man muß die bestehenden Verhältnisse einfach akzeptieren, so wie man die Gesetze der Schwerkraft akzeptiert.“ Für seinen Kollegen Helmut Ochs von Sony Music liegt das Problem schlicht darin, daß „…jeder wie ein Geier in die Top 100 oder allenfalls noch in die Top 200 schaut. Ist eine Band da drin, wird sie auch im Rundfunk gespielt. Das ist natürlich paradox, wenn du eine neue Band etablieren willst“. Die Gefahr, daß sich die Industrie dem Trend anpaßt und nur noch auf sichere Acts setzt, sieht Ochs trotzdem nicht. „Wir werden auch weiterhin Schräges pushen und Wege für neue Interpreten suchen“, sagt er und verweist zur Bestätigung auf den Erfolg des Konkurrenten BMG mit den Crash Test Dummies. Einfacher aber wird die Arbeit der Funkpromoter kaum werden. Schon deshalb, weil unter den vielen Radiostationen einige „so richtige Vollstrecker-Sender geworden sind“ zu oft steht die heilige Kuh namens Quote der musikalischen Vielfalt im Weg.
Was ohne diese omnipräsente Abwehrwaffe alles möglich ist, beweist mit schöner Regelmäßigkeit der Zündfunk in Bayern 2. Für dieses „Gesamtprogramm für junge Erwachsene“, wie es Wolfgang Truger, verantwortlich seit 1991, nennt, gibt es keine nennenswerten Zuhörererhebungen. Typischer Fall von Nische also. Und doch oder gerade deswegen konnte man sich als Pionier im Techno- und HipHop-Segment etablieren. Die Zündfunker spüren Trends auf, ohne dabei auf irgendwelchen Zeitgeist-Wogen mitzusurfen. Folgerichtig weist die Album-Top-30-Liste für 1996 DJ Shadow auf Platz 1 und Underworld auf 2 aus, wird Snoop Doggy Dogg gespielt, allerdings „mit einer qualifizierten Moderation, die auch den sozialen Hintergrund von Gangsta-Rap, vom Leben in den Ghettos amerikanischer Großstädte ausleuchtet. Überhaupt ist uns die Credibility unserer Moderatoren sehr wichtig“, sagt Truger. Die Sendeform natürlich auch: „Das Tempo hat sich erhöht. Mit der Art und Weise, mit der vor fünf Jahren Radio gemacht wurde, kann man heute keinen Blumentopf mehr gewinnen.“ Was Truger und Kollegen nicht daran hindert, ein ehrgeiziges Wortprogramm auf die Beine zu stellen, dem die Musik vielfach „nur als Lokomotive“ dient, mit dem man sich aber einen festen Hörerstamm erarbeitet hat. „Wir wollen modernes Radio machen, das sich durchaus an den Kriterien der Konsumierbarkeit orientiert.“
Das kann auch Eins-Live-Chef Jochen Rausch unterschreiben, dem ein Kollege vom Privatradio einmal vorwarf, sein Sender würde die Privaten kopieren. In einem Punkt stimmt Rausch dieser These sogar zu: „Was wir von den Privaten gelernt haben ist, auf das Publikum zu hören. Dieses typische Redakteursradio war doch eine weit verbreitete Krankheit. Wir wollen ein Programm, das den Hörern gefällt.“ Zu Sätzen wie diesen können Legionen von Radiomachern zustimmend nicken. Daß gleichzeitig Heerscharen von Hörern einnicken, stört nicht weiter, so lange sie nur ihre Rundfunkgeräte dudeln lassen. Schließlich basiert das Formatradio auf der Annahme, daß Menschen nicht mehr gezielt einschalten, nicht mehr bewußt zuhören Rundfunk als Nebenbei-Medium, als Klangtapete. Die, denen Rockmusik noch etwas bedeutet, sind als Zielgruppe längst bedeutungslos. Wäre er nur Radiohörer und nicht -macher, würde auch BR-Mann Jim Sampson zu den Vernachlässigten zählen. Privat nämlich genießt er Klassikund Songwriter wie Michael Hurley oder auch Townes Van Zandt. Aber das ist doch toll, könnte man nicht…? „Nein, nein“, winkt Sampson ab. „Von solchen Leuten gibt es keine Singles. Stell dir vor, die Leute würden das im Radio hören, in den Laden rennen und dann keine Single finden.“ Um Himmels willen! möchte man da ausrufen. Nicht auszudenken! Wer kauft sich heutzutage denn schon noch eine ganze CD?