Elektro Llamas
Auch mittels Telefon kommen Freundschaften zustande. Als nämlich Sean O’Hagan die letzte CD von Dirk Dresselhaus alias Schneider TM hörte, war er so begeistert, daß er ihn sofort anrufen und beglückwünschen mußte. „Über die gemeinsame Wellenlänge entstand die Idee zu einem Remix-Projekt meiner Band High Uamas“, berichtet O’Hagan. Auf „Lollo Rosso“ legt nun ein halbes Dutzend befreundeter Musiker Hand an die Knöpfe: neben Schneider TM die Köln-Düsseldorfer Elektronik-Koryphäen Mouse On Mars, Cornelius, Jim O’Rourke sowie Stock Hausen & Walkman. Entstanden ist dabei ein ausgeruhtes Freestyle-Werk voller Raffinessen und akustischer Bonbons. „Zuletzt habe ich noch die High Llamas-Version von ‚Tirting Windmills‘ auf die CD gepackt“, erzählt O’Hagan voll von Enthusiasmus, „und zwar so, wie ich sie eigentlich für unser letztes Album ‚Cold And Bouncy‘ geplant hatte – ohne Gesang nämlich. Seinerzeit hatte ich mich dummerweise überreden lassen, Vocals für den Song aufzunehmen. “ Etwas, das O’Hagan heute so nicht mehr passieren würde. Ist er doch inzwischen ein erklärter Gegner von Gesang. Das Arrangement ist ihm wichtig. Musik spielt sich bei O’Hagan auf der Ebene von Geräusch- und Klangverschiebungen, von Konstruktion und Dekonstruktion ab. Klar, daß ein derart gepolter Musiker für die Eruptionen der britischen Popszene nur ein Kopfschütteln übrig hat („Pulp sind doch völlig langweilig produziert“) und sich lieber über das nächste Album der High Hamas den Kopf zerbricht: „Ich werde drei Stücke in drei verschiedenen Arrangements aufnehmen, wie man das von Soundtracks kennt – eines als Uptempo-Polka, das nächste gaaanz langsam und das dritte in einer völlig anderen Tonart. Gesang wird es nicht geben. Dann mußt du nur noch auf die Arrangements achten.“ (fsa)