Embrace


EMBRACE SCHREIBEN WUNDERSCHONE SONGS. UND auch sehr fette. Einige der wunderschönsten und fettesten, die man dieser Tage so hört von der britischen Insel. Trotzdem sind die vier Jungmänner aus Leeds vergleichsweise umstritten, bei Presse wie beim englischen Publikum. Und daran sind sie selber schuld: Wie die Brüder Danny und Richard McNamara mit ihrer Überzeugung hausieren gingen, sie seien so ziemlich die superste Band des Planeten, das war selbst dem Oasis/Verve-gestählten Engländer zu großmäulig. Zumal Embrace weder saufen und in Hotelflure pissen noch in die existenzialistischen Tiefen von The Verve vorstoßen. Nicht unbedingt die coolste Band des Königreichs also, die da jetzt auf die Bühne der Manchester Academy steigt. Das Konzert ist wie ihre ganze erste große Tournee – ausverkauft. Hier und heute abend können McNamara & Co. wenig falsch machen. Und fangen doch gleich mal damit an: Viel zu schnell haben sie einige ihrer Songs eingeprobt, vor allem rockigere Stücke entfalten so nur selten die euphorisierende Wirkung der Konserven-Version. Wie zu kalt gegessene Schokolade. Aber das ist wohl Haarspalterei, dem zum Gutteil fröhlich angetrunkenen Publikum in seinen Britpop- und Fußball-Shirts ist’s zumindest einerlei. Nach leicht überhastetem Einstieg mit schäumenden Rockern wie „Blind“ und „You’ve Only Got To Stop To Get Better“ – Richard „Ich bin drei Gitarristen“ McNamara reißt Riffs und Akkorde aus seinem Gerät, daß es schon eine Freude ist – wird’s mit „My Weakness Is None Of Your Business“ erstmals richtig großartig. Ein für die Tour hinzugezogener fünfter Mann am Keyboard verpaßt der hymnischen Schnulze dazu den nötigen orchestralen Pomp. Endlich: zarter Schmelz. Fast das gesamte bekannte Embrace-Repertoire wird aus der Kiste geholt. „All You Good Good People“ und „Fireworks“ werden empfangen wie gute Freunde, bei „One Big Family setzt ein Mitsing-Chor ein, wie man ihn hierzulande nur aus dem Fußballstadion kennt. Danny pflegt Konversation mit den Fans. Ob jemand hier gewesen sei, als Ride damals hier spielten, fragt er, inspiriert durch ein T-Shirt in der ersten Reihe: „Fuckin’good band!“ Wer die beste ist, bleibt indes klar: Obwohl Danny in Interviews zuletzt gemäßigt aufgetreten war – er kann’s nicht lassen. Nach dem fast sakralen „That’s All Changed Forever“ steht er sekundenlang mit gesenktem Kopf da, scheint’s ergriffen von der eigenen Performance, und rotzt Kritikern dann ein trotziges „Who says I can’t fuckin‘ sing?“ entgegen. Mach dich locker, Danny. Ihr seid ja gut. Für die superste Live-Band des Planeten reicht’s halt noch nicht ganz.