Entführt: Französischer Starautor Michel Houellebecq in der Hand von Bodybuildern!


„Die Entführung des Michel Houellebecq“ entwickelt sich zum Berlinale-Geheimtipp.

Der Ruf nach dem Feuer, er ist einer von zahleichen Running Gags in einem Film, der lustig eigentlich gar nicht sein dürfte. Schließlich geht es erstens um eine Entführung und zweitens um diejenige des selbstkonstruierten französischen Ekelpakets Michel Houellebecq – genialer Autor, vielfacher Buchpreisträger und der Menschheit (und dem Menschsein) gegenüber meist so abgeneigt, dass nicht Wenige über sein Verschwinden froh sein dürften. Oder auch nicht: Denn mit dem „Elementarteilchen“-Autor, der sich in seinem jüngsten Roman „Karte und Gebiet“ gleich auch noch selbst hat töten lassen, ginge der Welt auch ein großartiger Komödiant verloren.

Für seine „Entführung des Michel Houellebecq“ hat sich Regisseur Guillaume Nicloux eines tatsächlich bislang unerklärten Zeitraums angenommen, während dessen der Starautor für einige Zeit verschwunden war, gar als entführt galt. Und er hat das vermeintliche Entführungsopfer gleich auch noch davon überzeugen können, sich in einer verspielten Mockumentary zu spielen. Alt und schmuddelig sieht der ja erst 57-Jährige hier aus, fast schon wie ein Clochard, dessen Genuschel oft zur Nachfrage anregt und der ein Taxi dann doch mal lieber weiterschickt, wenn es von einem Araber gefahren wird.

Kein Verlust also, als ihn ein bulliger Leibwächter, ein Kampfsportler und ein Bodybuilder entführen und auf dem elterlichen Hof zwischenlagern. Und er gibt sich ja auch erstaunlich schicksalsergeben – wenn er nur immer eine Zigarette zwischen seine vergilbten Finger bekommt. Und Rotwein. Und eventuell auch noch eine Prostituierte. Denn so rührend die Entführer um ihr Opfer bemüht sind, so zickig gibt sich jenes zuweilen den bald schon geplagten Kleinkriminellen gegenüber. Bis man schließlich sogar mit den Eltern („Würden Sie gerne einen Porno sehen?“), dem polnischen Gastarbeiter und der Dorfhure eine kleine Schicksalsgemeinschaft bildet, mit der zusammen es sich trefflich diskutieren, trinken und Kampfsportexerzitien treiben lässt.

All das würde als charmanter Crowdpleaser auch ohne Houellebecq blendend funktionieren, erhält aber durch den sich selbst spielenden Star gleich mehrere zusätzliche Ebenen. Der nämlich lässt nicht nur weltanschaulich tief blicken, er ist sich auch nicht zu schade, sich selber zu demontieren. Was nach dem literarischen „Selbstmord“ in „Karte und Gebiet“ vielleicht der folgerichtig nächste Schritt war, auf jeden Fall aber zu einem komödiantischen Highlight taugt, von dem wir uns einen Release auch hierzulande nur wünschen können.

Am 16. Februar 2014 kann man den Film noch einmal um 16.30 Uhr im CineStar 8 auf der Berlinale 2014 bewundern.