Eine bessere Kulisse kann auch der AC Milano bei einem Heimspiel nicht haben: 12.000 Erotiker begrüßen fanatisch den Wahl-Mailänder Ramazzotti, der es vom armen Vorstadtjungen aus der Nähe des römischen Kino-Produktionsmekkas Cinecittà inzwischen zu einer respektablen Villa im schnieken Nobel-Viertel der norditalienischen Metropole gebracht hat. Für diese Villa hat der Sänger und Musiker hart gearbeitet und auch dafür, daß Eros-Fans aller Schichten und Altersgruppen voller Bewunderung zu ihm aufblicken können. Denn Eros isl für alle da – auf den ausgedörrten Wiesen rings um die Mailänder Arena warten ganze Familien seit Tagesanbruch auf ihren Star. Ein Smarties-Publikum: Es ist alles vertreten – vom Post-Hippie-Pärchen im Schlafsack bis zur aufgedonnerten Mittelalter-Signora mit Schmink-Köfferchen.
Noch immer ist Eros, der auch mit 27 noch seinen Babyspeck kultiviert, der Ideal-Typ für die ganze Familie: Wunsch-Schwiegersohn für Mutti, zärtlicher Kumpel für die Jungs. Traum-Kuscheltier für die Mädchen. Er wird sie alle auch heute abend nicht enttäuschen, obwohl er sich zwei Tage nach einer schweren Knieverletzung – er stolperte im Konzert in Turin über sein Mikro-Kabel – mit dem Hüftschwung deutlich zurückhält. Aber dafür greift er tief in sein Song-Schatzkästchen: 34 Lieder zwischen Liebe und Leid, knapp zweieinhalb Stunden lang ein erotischer Klassiker nach dem anderen – von „Adesso Tu“ über „Musica E“ und „Senza Perderci Di Vista“ bis hin zu den aktuellen Singles „Se Bastasse Una Canzone“ und dem verschmusten „Amati E l’Immenso“. das er mit Chor-Frau Antonella Bucci, einer 19jährigen in Rosenheim aufgewachsenen Italienerin, im eng umschlungenen Duett croont. Antonella wird dadurch für den weiblichen Teil des Publikums zur meistbeneideten Frau des Abends. Und so sinaen sie alle Ramazzottis Herz-Schmerz-Balladen Wort für Wort und Ton für Ton mit Tränen in den Augen mit. während die 120 Security-Carabinieri eine ruhige Kugel schieben können. – Auch wenn seine Fans in Deutschland auf der kommenden Tournee kein Wort der italienischen Texte verstehen werden – jeder kann spüren, worum es geht. Denn Stimme und Musik treffen immer voll ins Herz. So ist das eben mit der erotischen“ Ausstrahlung.
