Es ist ein Heimatlied…
... oder: Warum Ben Bridwell und seine Band Of Horses das hohe Lied auf South Carolina singen.
Heimat ist der Ort, an dem die Familie zu Hause ist, der eine gewisse beruhigende Routine in sich birgt. Oder einfach nur dort, wo man seinen Kopf zum Schlafen hinlegt. Beziehungsweise „die eigene Toilette benutzt“, wie Ben Bridwell lachend zu Protokoll gibt. Der Sänger und Songschreiber der Indie-Country-Rocker Band Of Horses formuliert es aber sogar noch einfacher: „Es ist ein angenehmer Platz zum Leben.“ Mit ihm über seinen Begriff von „Heimat“ zu sprechen, ist nur scheinbar abstrus, ist er doch ein ruheloser Geist gewesen, der vor zehn Jahren von South Carolina loszog, um „den Westen zu erkunden“, um „das Glück in der Stadt zu versuchen“. Der nach Seattle ging, weil dort Freunde in einer Band namens Carissa’s Wierd spielten, die mit Modest Mouse auf Tour gingen, und er sich dachte: Mann, die werden mal berühmt, mit denen sollte ich abhängen. Und dafür in Kauf nahm, die nicht abgeschlossenen Kleinlaster und weiblichen Zufallsbekanntschaften, in und bei denen er nächtigte, als Heimat zu bezeichnen. Folglich war Sehnsucht nach Stabilität und familiärem Zusammenhalt ausschlaggebend für die Rückkehr nach South Carolina. „Wir reisen so viel herum, dass wir eigentlich ja nirgendwo richtig zu Hause sind“, sagt er, , Aber jetzt haben wir wenigstens unsere Lieben um uns herum, wenn wir mal eine Weile daheim sind, und nicht mehr das Gefühl, nur zu Weihnachten nach Hause zu kommen. Ich meine, wir haben Nichten und Neffen, die gar nicht wissen, wer wir sind. Familiensinn ist wichtig.“ Die Auswirkungen dieses Umzugs auf das Songwriting sind nicht zu unterschätzen, der Eindruck, dass Cease to begin, das zweite Album der Band direkter, entspannter, ja sogar ein wenig fröhlicher klingt als sein Vorgänger, täuscht keinesfalls. Anfälle von „Negativität und Melancholie“ waren laut Bridwell in Seattle leicht zu haben, aber „dort unten ich weiß nicht, ob es der Sonnenschein oder das familiäre Umfeld ist, aber es beeinflusst mich.“ Heimat als ein Platz, an dem man zur Ruhe kommen kann. Und Bridwell ist nach eigener Aussage gelassener geworden. Das hängt freilich auch damit zusammen, dass er nach den „nervenaufreibenden“ Aufnahmen zum Debütalbum, den ersten Liedern, für die er sich autodidaktisch alle Instrumente beibrachte, inzwischen einen „Glauben an die eigenen Songs“ entwickelt hat. Glaube, Familie, Liebe zum Süden. Und dann noch das Zitat, Band Of Horses seien nun „the most South Carolinian band ever“. Ist Heimat vielleicht doch auch Ausdruck eines reaktionären Rückzugs? Nun, so leidenschaftlich wie Bridwell auf die „Ignoranten“ schimpft, die „Bush wählenden, Flaggen schwenkenden, bis zu den Zähnen bewaffneten Redneck-Rassisten“, die täglich ab 17 Uhr die Bar in seiner Straße bevölkern, sicher nicht. Auch bezüglich des Zitats winkt er ab: „Oh Gott! Ich möchte mir ständig in den Arsch beißen dafür. Das war so dumm. An dem Tag war ich betrunken. Nein, den Titel überlassen wir dann lieber doch Hootie & The Blowfish.“
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