ESC: Iolanda wegen „pro-palästinensischen Fingernägeln“ zensiert


Das finale Performance-Video der portugiesischen Teilnehmerin wurde mit dem des Halbfinales ausgetauscht.

Beim Finale des Eurovision Song Contests am Samstag (11. Mai) in Malmö übermittelte die portugiesische Teilnehmerin Iolanda nicht nur in ihrem Song „Gritto“ Botschaften. Ihr Lied handelt von Stärke, Mut und Stolz – soweit kein Problem für die Veranstalter:innen des politisch neutral gehaltenen Wettbewerbs. Doch ein Detail ihres Bühnenlooks passte den Verantwortlichen so gar nicht: Iolandas Fingernägel.

Nach Zitat eines Israel-Russland-Vergleichs: Kritik an ESC-Kommentator Thorsten Schorn

Während die Nägel im Halbfinale am Donnerstag (9. Mai) noch einheitlich weiß waren, zierten beim Finale zwei Tage später schwarze, rote und grüne Muster die Finger der 29-Jährigen. Diese Bemalung sei nicht willkürlich, sondern ein klares pro-palästinensisches Zeichen. Sie würden an das Muster der Kufiya erinnern, ein Kopftuch, welches in der arabischen Welt getragen wird. Es scheint, als hätte Iolanda die Pläne über die Nageldeko bis zu ihrem Auftritt geheimgehalten, denn die Verantwortlichen, deren Hauptarbeit es dieses Jahr gewesen zu sein scheint den Wettbewerb so unpolitisch wie möglich zu gestalten, hätten ihr die Verzierungen höchstwahrscheinlich nicht durchgehen lassen.

Weiße Nägel bevorzugt

Noch während das Publikum am Samstagabend (11. Mai) die Möglichkeit hatte, für ihre Favorit:innen per Telefon oder Onlinevoting abzustimmen, wurden bereits Clips der Auftritte auf dem Instagram-Kanal des Eurovision Song Contests geteilt. Iolandas Performance war jedoch die einzige, die erst später verfügbar war. Ein Video ihrer Darbietung tauchte erst nach Abschluss des Votings auf. Im Gegensatz zu den Posts der anderen Teilnehmenden, die ihre Finalaufführung zeigten, war Iolanda in dem Beitrag bei ihrer Performance vom Halbfinale am Donnerstag (9. Mai) zu sehen. Der Grund dafür sei, dass sie bei dieser Show noch einheitlich weiße Nägel trug. Laut Angaben des portugiesischen Rundfunksenders RTP teilte die EBU mit, dass die Verzögerung darauf zurückzuführen sei, dass „die Teilnehmerin palästinensische Motive auf ihre Nägel gemalt hatte“. RTP plant angeblich einen „formellen Protest“ einzulegen, da sie glauben, dass Iolanda aufgrund der Verzögerung des Postings mit dem falschen Videoclip „diskriminiert“ wurde.

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Mit dem ausgetauschten Video zensierten die Verantwortlichen ein Statement durch die Nägel Iolandas. Bei der Veranstaltung sind politische Botschaften streng untersagt. So haben die Organisator:innen beispielsweise die palästinensische Flagge im Saal verboten. Darüber hinaus ist es den Künstler:innen während der Shows nicht erlaubt, politische Statements abzugeben. Bei dem später auf YouTube veröffentlichten Video wurden dann aber tatsächlich die Aufnahmen des finalen Auftritts Iolandas verwendet – mit politischen Nägeln.

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Auch Bambie Thug zensiert

Eigentlich wollte auch der irische Act Bambie Thug beim Auftritt eine dem Artist wichtige Botschaft überliefern. So wollte Thug auf dem Körper die Wörter „Ceasefire“ (Waffenstillstand) und „Freedom“ (Freiheit) tragen. Die Worte sollten in Oghamschrift geschrieben sein. Dabei handelt es sich um ein frühmittelalterliches irisches Alphabet. Damit wollte Bambie Thug ebenfalls auf die derzeitige Lage im Gazastreifen aufmerksam machen. Doch die Veranstalter:innen des ESCs haben sich gegen die Körperbemalung ausgesprochen. Eine Sprecherin der Europäischen Rundfunkunion sagte: „Die Schrift, die auf Bambie Thugs Körper während der Kostümproben zu sehen war, verstieß gegen die Wettbewerbsregeln, die den unpolitischen Charakter der Veranstaltung schützen sollen.“ Daraufhin hat das irische Team zugestimmt, die Bemalungen zu ändern. Bambie Thug kritisierte daraufhin die Europäische Rundfunkunion (EBU) für ihre Entscheidung. Mit tränenerstickter Stimme beschwerte sie sich nach der Show über die Atmosphäre, die „hart und schrecklich“ gewesen sei.