Fields Of The Nephilim: Gothrocker de Luxe: Die Gruft hat sie wieder
Sie waren die Künder der Finsternis, die schwarzledernen Bannerträger des Gothrock, sie waren schlecht gelaunt – und sie kamen in einer leckeren Mehl-Panade: Fields Of The Nephilim“ waren düstere Gesellen in düsteren Zeiten. Mitte der 80er regierten Stock, Aitken & Waterman und pastellfarbene Ringelpullis. Manch junger Mensch entschied sich da gegen deprimierend bunt und für deprimiert schwarz, schritt fortan ernst und blass in Umhängen einher. Den metallisch/morbid-romanüschen Sound für die Wave-Disco oder kerzenbeschienene Abende mit ein bisschen Tische-Rücken später lieferten Bands wie die Gruft-Altvordern The Cure, Sisters Of Mercy, The Mission und eben „die Fields“.
Gegründet 1984 im englischen Stevenage, Herttorshire, sind die Fields Of The Nephilim vor allem durch den Look in Erinnerung, den sich Bandleader Carl McCoy für sich und seine Kollegen Paul Wright (Gitarre), Peter Yates (Gitarre), Tony Pettit (Bass) und Nod Wright (Drums; man beachte findiges Namens-Wortspiel) ausgedacht hatte. Mit breitkrempigen Hüten, knöchellangen schwarzen Ledermänteln und ummalten Augen sahen sie aus wie ein Haufen Desperados aus dem Schattenreich um die Ecke Für die gewisse Frisch-aus-der-Gruft-gestiegen-Opük bestäubten sich die Fields zusätzlich gerne über und über mit Mehl.
Frühe EPs und das erste Album („Dawnrazor“/1987) verbanden ratternden Wave-Rock mit Ennio Morricone-inspirierten Breitwand-Twang-Gitarren und McCoys grollendem Gesang zu einem theatralisch-effektvollen, nach Verdammnis riechenden Sound, der durch McCoys mithin überdrehte Goth-Lyrik („…the flowers in the kitchen weep for you!“) und herb verstylte Videos ungewollt humorige Überspitzungen erfuhr.
Die Fans sahen sahen darüber hinweg, und Ende ’87 hatten die Fields mit „Blue Water“ über die Gothrock-Klientel hinaus ihren ersten Top-40-Hit in den Pop-Charts, bevor das zweite Album („The Nephilim“) 1988 nachzog. Die Fields, besonders geliebt für ihre Live-Shows, die optisch weitgehend aus Stroboskop-Terror, Nebel und darin herumhuschenden Hutmännern bestanden, waren hoch im Kurs, da verließ McCoy nach der dritten LP („Elyzium“) 1991 die Band. Den Namen, für den er die Rechte besaß, nahm er gleich mit und überließ seine Ex-Kollegen, denen er kreative Trägheit vorwarf, ihrem Dahinsiechen als Rubicon, die nach zwei schalen Alben den Betrieb einstellten. McCoy gab ein paar Konzerte mit seinem neuen Projekt Nefilim, verschwand dann in der Versenkung. Das aggressiv-metallische, alte Fans irritierende Album „Zoon“ erschien erst 1996, als eine neue Generation gerade dabei war, mit Marilyn Manson, Rammstein & Co. ihre eigenen Düstermänner zu entdecken. Ein paar Konzerte folgten noch doch seitdem liegen sie brach, die nebelverhangenen Felder von Nephilim.