Fischerspooner: London, The Bridge
That's Entertainment: Die zwei New Yorker wildern für ihre ausgetickten Shows bei Soft Cell, den Pet Shop Boys und "Moulin Rouge"
Levi’s verkauft limitierte Fischerspooner-Jeans, Britney Spears tut alles, damit die beiden einen ihrer Hits remixen. Drei Major-Labels überbieten sich gegenseitig, um Casey Spooner und Warren Fischer unter Vertrag zu nehmen. David Byrne fliegt zu jeder Show, egal wo, Beck ist ebenfalls ein großer Fan. und bei ihrer letzten Show in Los Angeles ließen Fischerspoonereine hysterische Courtney Love, eine völlig verschwitzte Mena Suvari und einen fassungslosen Jean Paul Gaultier zurück.
Kein Wunder, die Shows von Fischerspooner sind einige hunderttausend Dollar teure Wundertüten, bei denen niemand vorher weiß, was genau passieren wird, aber man immer sicher sein kann, etwas für sein Geld geboten zu bekommen. Das Duo serviert eine Bühnenshow, die gleichzeitig an Siegfried und Roy auf Ecstasy, ein Silvesterfeuerwerk und an ein kokainbefeuertes Popkabarett erinnert und dabei gleichzeitig eine tuntige Mischung aus Mondlandung und wüst inszenierter Theateraufführung aus den Zeiten Shakespeares ist. So auch an diesem Abend: Per Videoinstallation wird das Ameisengekrabbel von Casey Spooner, Warren Fischer und ihrer gut zwanzigköpfigen Entourage aus der Garderobe übertragen – London steht schon beim Aufwärm-Schminkprogramm Kopf.
Die Landung auf der winzigen Bühne der beiden New Yorker, die mit ihrem Album „#1“ weltweit für Furore sorgten, ist ein Naturschauspiel: Wahrend sich Warren Fischer im Hintergrund halt, zeigt Casey Spooner in einem Outfit, das sowohl an eine Superman-Sparversion, Can-Can-Tänzerin und Burt Lancaster vor fünfzig Jahren in „Der rote Korsar‘ erinnert, was Fischerspooner unter Unterhaltung verstehen: Las Vegas im Kleinformat, das Pariser Lido auf schwul, Weihnachten und Silvester zusammen mit viel Pyrotechnik, Tänzern, Sängerinnen, viel Haut, viel Sex. Dazu Musik, sehr überschaubar nuanciert und in der Interpretation zwischen Blondie. Pet Shop Boys und Marc Atmond gehalten. Spooner wechselt die Kostüme, stolziert inmitten seiner Sanger und Tänzer mal nur bis auf den Slip begleitet über die Bühne, mal im Rokoko-Fantasiekostüm oder wie weiland Prince in purpurne Umhänge gehüllt, und es ist, als würde eine Horde Affen auf dem Mars landen und kaukasische Volkstänze aufführen. Alles zusammen ergibt einen Abend voller Wunder, eine verlängerte, vergnügliche Stunde, schreiend, grell, wolllüstig, aber auch laut, vulgär und brutal.
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