Franz Ferdinand


Hamburg, Große Freiheit 36 Die Oberknoller aus Britannien geben sich Mühe beim Musizieren und Sport-Freunden ein bisschen Hoffnung,

Es knallt ja gerade so dermaßen für Franz Ferdinand. Termine, Termine, wo sie hinschauen und – gehen. In Oslo spielten sie vor 1.000 Leuten, dann in Berlin, London, München, in Manchester mit Morrissey und zwischendrin in Hamburg zwei Konzerte mit und vor den Sportfreunden Stiller. Der Freitag war besser, weil länger und euphorischer, der Samstag mäßig – zum Glück ist jetzt Freitag.

Alex Kapranos, die eine Hälfte des Frontmänner/Sänger/Gitarristen-Doppels mit Nick McCarthy, sagt „Guten Tag“ und es geht los mit „Cheating On You“. Sofort ist da eine flirrende Energie, ein Sog. der entsteht zwischen feisten, geschachtelten Riffs, wirbelnden Beats und Kapranos drängender und McCarthys schneidender Stimme. Einige Fans der Sportfreunde Stiller sehen das erste Mal Licht am Ende des Tunnels, zu viele klatschen unaufgefordert im Takt und kucken verwirrt, wenn Franz Ferdinand selbigen mit einem ihrer lässigen Breaks ein paar Zentimeter in Richtung Funk verschieben. Bei „Take Me Out“, der Single, halten nur noch BWL-Studenten und Polo-Fahrer an sich, alle anderen springen, klatschen oder bewegen sich anderweitig rhythmisch zum Klang dieses Extremhits. Das Umwerfende ist: Franz Ferdinand sind live besser als auf Platte. Wo auf dem Debüt zuweilen eine dezente Egalität aufkommt, gibt’s auf der Bühne Extradruck. Ebenfalls erfreulich: Die vier Briten posen und kumpeln nicht rum, sondern geben sich allergrößte Mühe beim Spielen ihrer Musik, was ihnen zudem großen Spaß zu bereiten scheint. Wir fühlen uns- sexy. Wir schwitzen gern. Wir tanzen jetzt.

Franz Ferdinand verstehen uns und hängen einen aufgeheizten Song gern mal an einem Basslauf in die Schwebe, was alle vor Liebesentzug ganz kirre macht und auf einem Festival vor 50.000 Leuten bestimmt zu kollektiver Raserei führt. Wenn die so weiter machen, werden sie riesig. Trotzdem geht jetzt das Licht an. Kapranos und Kumpanen gucken noch zwei Lieder Sportfreunde und fahren dann ins Soundgarden-Studio, um die B-Seite für die neue Single „Michael“ aufzunehmen – eine neue Version mit Miss le Bomb von der Berliner Band Queen Of Japan am Mikro. Und eigentlich, ja eigentlich, wollten Franz Ferdinand dann noch ein Geheimkonzert im Golden Pudel Klub geben, weil Kapranos dort einst mit seiner alten Ska-Band gespielt hat und sich verliebte in die tolle Bummsbude an der Hafentreppe. Aber dann: Termine.