Freakwater


Kentucky in Köln-Kalk. An diesem kalten Donnerstagabend beamten Pedal-Steel-Gitarre und die steinerweichenden Gesänge der beiden Freakwater-Damen Cathy und Janet den Keller von Kölns neuem Folk-Eldorado (hier spielten zuletzt Chris Cacavas, Fellow Travellers und Townes Van Zandt) irgendwo tief ins Herz der USA. Dorthin wo Cathy und )anet sich in Kindertagen begegneten und später als Teenager in der Küche gemeinsam Tammy-Wynette-Nummem sangen.

Freakwater, neben den Songwriterinnen Cathy Irwin und janet Beveridge Bean noch Bassist Dave Gay (nie ohne Kippe in einem der Mundwinkel) und Gitarrist Bob Egan, boten im Bürgerhaus Kalk ein sehr konzentriertes Eindreiviertelstunden-Programm mit Schwerpunkt auf den Songs des aktuellen, vierten Albums ‚Old Paint‘.

Die Fans, ein handverlesenes Grüppchen von 150 Anhängern mit genügend Freakwater-Repertoirekenntnis, um jede noch so obskure Cover-Version beim ersten Gitarrenschlag zu bejubeln, tanzten und schunkelten mit Weizenbier und Kölsch in der Hand, sobald einer der Songs nur eine Andeutung von Tempo verriet. Was jedoch so oft nicht der Fall war: Wie auf ‚Old Paint‘ schwebte über dem Ganzen eine mystische Wolke, aus der die Damen ihre tieftraurigen und sinistren Country-Weisheiten aufs Fanvolk herabtropfen ließen. Songs über den zweifelhaften Freund Jack Daniels, Tod, Tragödie und den ‚Smoking Daddy‘. Von Cathy mit diesem angedeuteten Jodler beim Wörtchen „Smoke-hiiing“ vorgetragen – da hüpften die Herzen der anwesenden Melancholiker vor Rührung ein paar Takte schneller.

Als Cathy und Janet dann Dave und Bob für eine Nummer hinausgeschickt hatten („Bob geht jetzt, trifft ein paar Mädchen“), kündigten die Damen „einen der traurigsten und hoffnungslosesten Songs aller Zeiten“ an: Woody Guthries ‚Little Black Train‘ geriet ihnen schlicht und ergreifend. Für die Coverversionen von Loudon Wainwrights ‚Out Of This World‘ und die Byrds-Nummer ‚You’re Still On My Mind‘ (vom 68er Klassiker ‚Sweetheart Of The Rodeo‘) durften die Herren dann wieder herzhaft ins Bühnengeschehen eingreifen.

Zu den Höhepunkten des Sets gehörten Evans beseelte Odysseen auf der Lap-Steel: Mal grollend und apokalyptisch (‚Out Of This World‘), mal herzlich zwitschernd, mal voller Sehnsucht. Und wenn er hin und wieder seine „1929 National Dobro“ umschnallte, ein Modell, das diverse Bluesmänner des Mississippi-Deltas in jenen Tagen spielten, leuchteten seine Augen wie die eines kleinen Jungen, der seinen Freunden stolz ein ganz besonderes Spielzeug präsentiert.

Kollege Dave Gay am Baß blinzelte mit leicht verkniffenem James-Dean-Blick stets in Richtung seiner Mitstreiter und wippte sich von Minute zu Minute besser in die Freakwater-Songs ein. Für ein paar (imaginäre) Beats und Grooves sorgten schon die Fans: Sie schüttelten verträumt ihre Köpfe und verpaßten der sanften Songpracht so das stilechte Ambiente. Schönes Konzert.