Free stehlen sich den Erfolg


„The Stealer“ heisst die neue Single der englischen Bluesformation Free und mit diesem Titel „stahlen“ sie sich nun schon zum zweiten Mal den ganz grossen Erfolg. Kürzlich hatten wir die Gelegenheit, zwischen begeisterten Fans in einem überfüllten Konzertsaal zu sitzen und uns wieder mal davon zu überzeugen, dass die Free genau so gut sind wie ihr Image. Nicht zu Unrecht kamen die Free bei der Popularitätswahl der englischen Musikfachzeitung „Melody Maker“ in der Sektion „vielversprechendste neue Gruppe“ auf den zweiten Platz und „All Right Now“ wurde sogar zur besten Single des Jahres gekürt. Wenn man bedenkt, dass die Gruppe noch vor einem Jahr den meisten Leuten unbekannt war, ist das schon eine beachtliche Leistung!

Während dieses Auftrittes konnten wir nun wieder mal beobachten, dass die Free nicht nur hervorragende Platten produzieren. Live sind sie mindestens ebenso gut wie im Studio. Vielleicht sogar noch besser, denn sie verstehen es unheimlich gut, die Atmosphäre anzuheizen und machen damit die Musik zu einem noch grösseren Erlebnis. Paul Rodgers ist ein irrsinnig guter Showman, sein Stage-Act fasziniert ungemein. Trotz seines schmalen, beinahe noch kindlich unausgeprägten Körperbaus steckt er doch voller Energie.

Mit seinen geschmeidigen Bewegungen gelingt es ihm immer wieder, die Leute voll und ganz in seinen Bann zu locken. Ganz im Gegensatz zu ihm wirkt Andy Frazer, das musikalische Genie der Gruppe, sehr ruhig und ausgeglichen. Meistens hält er sich im Hintergrund, monoton nickt er im Takt mit dem Kopf, sein Gesicht bleibt ausdruckslos. Nur einmal grinst er ein bisschen und zwar, nachdem er einen Blick auf Paul Kossof, der am anderen Ende des Podiums steht, geworfen hat. Paul scheint seine Umwelt überhaupt nicht wahrzunehmen. Seine Augen sind geschlossen und sein Gesicht verkrampft sich zu den wirklich komischsten Grimassen. Es macht Spass, ihn zu beobachten und man bekommt den Eindruck, dass er es ist, der die Musik am intensivsten empfindet. Bleibt noch Simon Kirke, der Drummer, der eigentlich immer irgendwie vernachlässigt wird, denn die allgemeine Aufmerksamkeit scheint immer ein bisschen an ihm vorbeizugehen. Dabei ist das bestimmt nicht gerechtfertigt. Simon ist ein ausgezeichneter Drummer, auch bei diesem Auftritt gibt er wieder das letzte. Als er nach der Veranstaltung von der Bühne geht, ist er umheimlich verschwitzt, sein Haar ist klitschnass, sein Hemd klebt ihm auf der Haut und er ringt mühsam nach Atem, so sehr hat ihn die Sache angestrengt.

Jedes Mitglied der Gruppe hat wieder einmal einen vollen persönlichen Einsatz gegeben. Alle vier sahen denn auch hinterher sehr müde aus und umso überraschter waren wir, als sie trotzdem noch Lust hatten, sich kurz mit uns zu unterhalten. Simon Kirke schwärmte von der 9-Städtetournee, die sie kürzlich zusammen mit den Free unternommen hatten. Besonders begeistert waren sie von Berlin. „Das ist eine wahnsinnig aufregende Stadt“, meinte Simon, „und die Leute sind dort umheimlich freundlich. Oberhaupt finden wir die deutschen Fans besonders nett. Wenn wir in Deutschland spielen, haben wir immer das Gefühl, den Leuten wirklich etwas zu geben. Sie gemessen unsere Musik so offensichtlich, sie benehmen sich so zwangslos und zeigen ganz deutlich, dass sie uns mögen. Da macht das Spielen natürlich doppelt Spass“.

Zu ihrer neuen LP „Highway“ gaben die Free noch keinen Kommentar. „Wir finden sie gut, mal sehen, wie sie läuft…“, war alles, was Simon Kirke dazu zu bemerken hatte. Wir glauben bestimmt, dass sie nicht minder gut laufen wird, als das letzte Album „Fire And Water“. Warum sollte sie auch der Name „Free“ bürgt schliesslich für Qualität!