Freitag bei Rock am Ring – mit Foo Fighters, Limp Bizkit & Apache 207
Bei Rock am Ring finden die Foo Fighters zu sich selbst zurück, Limp Bizkit machen Nineties-Kids glücklich und Apache 207 zeigt, was die Zukunft wirklich braucht.
Für Dave Grohl ist die Sache klar: Wer behauptet, dass Rock in der heutigen Zeit keine Rolle mehr spielt, hat entweder nicht aufgepasst oder will nicht wahrhaben, was die Zukunft bereithält. Es freue ihn zu sehen, dass auch eine neue Generation an Rockfans heranwächst. Von oben herab predigen die Foo Fighters als alte Hasen im Business dennoch nicht – wie könnten sie auch, nach dem traumatischen Erlebnis, der sie im vergangenen Jahr ereilt hat.
Die Shows der Foo Fighters bei Rock am Ring und Rock im Park sind die einzigen Möglichkeiten, die Band 2023 live in Europa zu sehen. Ein großes Dankeschön an die Fans, schließlich versucht die Band doch gerade erst wieder einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. Taylor Hawkins fehlt schmerzlich, schwebt über allem, wie sich in vielen Momenten und Details der Show zeigt. Die unbeschwerten Anekdoten, Gesten und Lacher, die einst Teil der perfekt ineinandergreifenden Show der Foo Fighters waren, fehlen – natürlich. Dennoch gibt der greatest Showman Grohl sein Bestes, um das Publikum wie gewohnt zu unterhalten.
Nach dem Opener „All My Life“ sowie „No Son of Mine“, dem neuen Track „Rescued“ vom Freitag erschienenen Album „But Here We Are“ und „The Pretender“ spricht Grohl dann aber das an, was in der Luft liegt: „Wir lernen gerade wieder, wie es geht. Lasst uns das zusammen machen.“ Fast schon entschuldigend klingt es, dass man sich nach dem Tod ihres Drummers etwas Zeit lassen musste. „All das hat uns viel abverlangt, als Band, als Crew, als Familie.“ Mit Josh Freese sitzt nun wieder ein blonder Südkalifornier in Shorts am Schlagzeug. „Josh war in so vielen Bands, wir könnten zwei Stunden lang nur seine Songs spielen“ – um dieses Argument zu untermauern, stimmen sie Covers von „Whip it“ (Devo) und „March of the Pigs“ (Nine Inch Nails) an.
Hawkins‘ Song „Cold Day in the Sun“, der bei den US-Shows unter Tränen von Dave Grohl gesungen wurde, steht heute nicht auf der Setlist, dafür aber der liebste Foo-Fighters-Song seines verstorbenen Freunds. Jedoch glitzert es auch beim ergreifenden Stück „Aurora“ in Grohls Augen. Die Shows dieser Tour sind ein bittersüßer Neubeginn.
Limp Bizkit: Wissen, wo der Durst die Locken hat
Für die riesige Crowd vor der Main Stage scheint es so, als sei dies der Moment, auf den sie sehnsüchtig gewartet haben – und das womöglich seit Mitte der Neunziger. Denn dass uns Limp Bizkit im Jahr 2023 noch einmal live mit Songs wie „Nookie“, „Rollin’“ und „My Generation“ an die eigene Sturm- und Drangzeit erinnern würden, hätte man fast nicht mehr für möglich gehalten. Fred Durst singt noch immer über Sex, Wutanfälle („Break Stuff“ – hallo Woodstock 99!) und den „chocolate starfish“, aber nicht mehr mit Cap, sondern mit befremdlicher, grauer Lockenperücke – Homöopathie-Ingrid aus dem Trommelkreis lässt grüßen. Mit ein paar clownesken Gesten lässt sich auch die Technikpanne zu Beginn überspielen. Erst viel später weiß man dann, warum Fred Durst so häufig den Namen „Dave Grohl“ in den Mund nimmt: Vom Bühnenrand aus erleben nämlich der Foo-Fighters-Musiker und seine Tochter Violet, wie Nineties-Nu-Metal im Jahr 2023 klingt – nämlich genauso energetisch wie zu Teenagerzeiten.
Bei bestem Wetter – nicht zu kalt, nicht zu warm und zum Glück so gar nicht verregnet – schlendert es sich ausgelassen über den Nürburgring. Das Cashless-Prinzip hat sich offenbar bewährt und so wird auch in diesem Jahr vom Bier bis zum Band-Pulli wieder alles per Chip bezahlt. Eine Erleichterung, die sich vielerorts durch kürzere Wartezeiten bemerkbar macht. So ist auch Bühnenhopping zwischen Ringelärmchenshirt-Träger Yungblud, der Tequila trinkenden Juju, den brachial tönenden Touché Amoré und zurück zu Badmómsjay überhaupt kein Problem.
Apache 207: Late-Night-Stopp an der Tanke
Das Fazit des ersten Tages: Rock- und metallastig, aber dennoch eine gelungene Balance aus „Blast from the past“, All-Time-Favourites und dem Sound, der auch zukünftig die Festivalszene beherrschen wird. Bevor es für die rund 70.000 Zuschauer nach einem langen Tag auf dem Asphalt zum Ausruhen ins Zelt geht, wird allerdings, wie damals nach der Dorfdisco noch ein Zwischenstopp an der Tanke eingelegt. Statt Bockwurst und Bier erwartet sie auf der Mandora Stage Apache 207 mit einem beeindruckenden Aufbau: Der Künstler hat die „Apache Oil“-Tankstelle errichten lassen – Pyro ist hier ausdrücklich erlaubt. Insbesondere für viele jüngere Festivalbesucher ist der Act, der Hits wie „Komet“ und „Roller“, aber auch Dance-Tracks wie „Rhythm Is a Dancer“ einstreut, zweifelsohne DAS Highlight des ersten Tags bei Rock am Ring.