Ganz schön geil: die 4. Rocknacht


Das Programm der bundesdeutschen TV-Rocknächte, das hat sich mittlerweile rumgesprochen, ist stets eine Verlegenheitslösung. Denn die Leute, die die „Rockpalast“-Redaktion gern als Aushängeschild hätte, die bekommt sie meist nicht. Diesmal mußte sie bei Bruce Springsteen passen. Warum es nie so richtig klappt, hört man nur gerüchteweise: So richtig professionell pakken die TV-Redakteure die Sache angeblich nicht an, und an den heißen Drähten im Showbiz hängen sie offenbar auch nicht. Gleichwohl: die vierte Rocknacht war nach der ersten die bislang beste, mit über 9000 Zuhörern in der überfüllten Grugahalle und einer Bombenstimmung dort bis halbsechs Uhr morgens.

Die J. Geds Band trug viel dazu bei: obwohl die Bluesrocker aus Boston ihre große Zeit schon längst hinter sich haben (Wer erinnert sich noch an ihre Auftritte vor sechs oder sieben Jahren im Vorprogramm von ELP?), mimten sie die Anheizer, wie sie im Buche stehen. Und die netten Gags mit dem Fanfarenzug am Anfang und der Ballon-Arie am Ende stammten auch von ihnen und nicht etwa von der Rockpalast-Redaktion. Die allerdings hat in Alan Bangs endlich einen hervorragenden, lockeren Moderator und Interview-Partner gefunden; es war wirklich nicht nötig, ihn anzupflaumen, nur weil er vor eingeschalteter Kamera aus der Flasche Sekt trank (oder sehen Sie das anders, Herr Rüchel?).

Über Patti Smith, die sich vollstoned über die Runden rettete – und durchs TV-Interview kicherte – steht mehr in diesem Heft auf Seite 12-15. Obwohl sie als Hauptattraktion galt, kassierte sie jedenfalls weniger Beifall als spät in der Nacht der gebrechliche und halbblinde Johnny Winter, der stellenweise grandios über die Saiten glitt.

Eine Million TV-Geräte liefen in Deutschland die Nacht durch, in Spitzenzeiten waren es bis zu zwei Millionen. Ein paar Millionen in den angeschlossenen Ländern kamen noch hinzu. Die Rockpalast-Macher hatten Glück mit ihrem Programm. Hoffentlich bleibt es ihnen treu.