Ganz weit draußen


Auch wenn er seine Zielgruppe ganz woanders sieht: Der HipHop lässt Dendemann nicht los - und umgekehrt.

Daniel Ebel alias Dendemann silzt backstage im kleinen Hamburger Theater Fleetstreet und raucht. In einer Stunde wird er die Bühne betreten, vor der die Fans schon sehnsüchtig auf Songs vom neuen Album DIE PFÜTZE DES EISBERGS warten. Seit 2003 die EP das schweigen di-LEMMA erschien, scharrt die Gemeinde ungeduldig mit den Hufen. „Es gibt zwei Gründe, weshalb’s so lange gedauert hat“, sagt Dende: „Zuerst hotte ich nicht die passenden Beats. Ich habe mir von ollen möglichen Leuten welche schicken lassen, aber das, worauf ich gewartet habe, war nicht dabei. Und als ich sie gefunden hatte, konnte ich nicht mehr aufhören und habe schlicht kein Ende gefunden. „Nach der Flaute der Overkiu – es gibt schlechtere Voraussetzungen für ein Comeback. Das Album ist dementsprechend facettenreich ausgefallen, klug und durchdacht, witzig und eloquent, abwechslungsreich und spannend. „Ich wollte weg vom allzu Dogmatischen „, sagt er. „ich wollte, dass das Album unabhängig von musikalischen Genres und Schubladen funktioniert. Wenn ich mir deutschen Hip-Hop heute ansehe, merke ich: Ich bin draußen. „Auf „Er So, Ich So“, der „Sportsetzung“ zum alten Eins-Zwo-Hit „Ich So, Er So“ heißt es:“.Rap lässt zu wünschen übrig wie ne gute Fee “ und – mit Bezug auf die Aggro-Berlin-Uabelgründer – „Das Game macht Zivis Aggro wie Spector und Spaiche“, und Dendemann, der alte Insider, der sich plötzlich außen vor fühlt, versucht sich ein Phänomen zu erklären, das er als Bildungsbürger-Rapper nur bedingt nachvollziehen kann: „Wäre ich nicht so weit draußen, könnte ich die momentane Strömung wahrscheinlich viel besser als authentisch wahrnehmen. Doch da, wo ich mich jetzt sehe, geht es nicht mehr um eine Szene. Ich habe mal gesagt: Man kann den Dendemann aus dem Hip-Hop holen, aber man bekommt nie den Hip-Hop aus dem Dendemann. Wahrscheinlich klingt das Album deshalb so, wie es klingt. Ehrlich gesagt würde ich mich lieber zwischen Grönemeyer und Wir Sind Helden sehen. Musikalisch haben wir natürlich nichts miteinander zu tun, aber meine Zielgruppe ist auch nicht die. die man auf Bushido-Konzerten trifft. „

Zwischen Grönemeyer und Helden passt er – mit Verlaub – nicht so gut hinein. Aber der ungezwungene Umgang mit Pop und gar Ballade steht ihm gut. Andere träumen davon. Geschichte zu schreiben. Dendemann erzählt sie einfach.

www.dendemann.de