Gary Byrd
Ausgerechnet zu einer Zeit, wo man sich nur noch mühevoll an eine Rap-Single ohne Moog-Bässe und DMX-Computer erinnern kann, schießt Gary Byrds klassisch intrumentierte Maxi „The Crown“ mit der Geschwindigkeit eines John-McEnroe-Aufschlages die Charts herauf.
Auf einen solchen Coup hat Byrd lange gewartet. Dabei hat er schon gerappt, bevor Grandmaster Flash und all unsere anderen Helden aus der Bronx überhaupt zum ersten Mal mit einem Saphir über ihre Platten schrammten -1966!
Als Sänger, befand er damals, war er untauglich; also begann er noch als Rundfunk-DJ in seiner Heimatstadt Buffalo – mit Rap, Die Idee kam ihm, als er Curtis Mayfields „If You Had A Choice Of Colours, Which One Would You Choose, My Brother?“ hörte; einen Song, der ihn so beeindruckte, daß er ihn Wort für Wort übernahm und über den Instrumental-Track des Meters-Hits „Cissy Strut“ rappte.
Eigentlich war Rap für Gary Byrd nie mehr als ein Aspekt seiner Arbeit: Er ist gleichermaßen Lehrer, Journalist, Discjockey und Songwriter, letzteres u.a. für Millie Jackson und Stevie Wonder. Es grenzte schon beinahe an Gedankenübertragung, sagt Byrd, daß ihn Stevie Wonder während der Aufnahme-Sessions zu „The Crown“ anrief und darauf bestand, die Musik dazu schreiben zu können (nachdem ihm Gary den Song übers Telefon vorsang!).
Für einen engagierten Rap wie „The Crown“, bei dem Gary Byrd afroamerikanische Geschichte chronologisch und fast schon im Stil einer Familiensaga abhandelt, war die Zeit – in den USA zumindest – nun überreif. Und wer die Botschaft aufgrund mangelnder Englisch-Kenntnisse nicht mit den Ohren hören kann, hört sie immer noch mit den Beinen.