Gary Moore: Zu guter Letzt
Für den 47jährigen Gitarristen aus Belfast spielte Musik immer die erste Geige. Schon als Kind fuhr er lieber in den Gitarrenladen als in die Schule.
Weswegen füllst Du diesen Fragebogen aus?
Ihr habt mich ja darum gebeten, oder?
Wo bist Du gerade?
Im Marriott Hotel in München.
Welche Musik dreht sich derzeit auf Deinem Plattenteller und in Deinem Kopf?
Auch wenn man’s meiner neuen LP nicht anmerkt: Ich höre wieder viel Blues. Vor einiger Zeit lag bei mir noch das erste Fatboy Slim-Album auf, Drum’n’Bass, House, Trance, alles mögliche.
Welche ist die schlechteste Platte, die Du je gemacht hast?
Neulich hab ich wieder alte Skid Row-Platten gehört, die ersten auf denen ich mitgespielt habe. Das war ziemlich hart.
Welche Platte war die erste in Deiner Sammlung, und wie alt warst Du damals?
„Wonderful Land“ von den Shadows. Ich war zehn.
Welche Band hast Du zuletzt live gesehen, und wie hat sie Dir gefallen?
Colosseum letztes Jahr in London in der Original-Besetzung. Das war cool. Und letzte Woche hab‘ ich Jeff Beck beim Proben im Nebenzimmer gehört – er klingt fantastisch. Ach, und Fiona Apple vor ein paar Jahren, das war gut. Ich geh‘ nicht besonders oft zu Konzerten.
Was ist Deiner Meinung nach der beste Film aller Zeiten?
Ich mag wirklich alle Orson Welles-Filme.
Welcher Film hätte besser nie gemacht werden sollen und warum?
„Mad Dogs And Englishmen“ mit Elizabeth Hurley. Die haben einen Song von mir darin benutzt. Das ist der schlechteste Film, den ich je gesehen habe. So eine Scheißhandlung. Der Junkie und das hübsche Model, das sich dann Heroin spritzt. Oh Mann!
Wann hast Du das letzte Mal geweint und warum?
Wenn ich in den Nachrichten sehe, wie Kinder verhungern. Alles, was mit Kindern zu tun hat, wühlt mich ziemlich auf. Wann? Wahrscheinlich letzte Woche.
Wer ist der attraktivste Mensch auf diesem Planeten?
Hmm… Man hätte mir die Fragen vorher zufaxen sollen. Schwierig. Ich schätze, ich selbst. Sein eigenes Ich zu finden, ist das Attraktivste überhaupt.
Was kostet ein halber Liter Milch?
Ungefähr 90 Pence (ca. 2.70 DM, Anm. d. Red.). Ich gehe selbst in den Supermarkt! Ich hab‘ ein paar Rabattmarken für jeden Laden. Ich bin wirklich ein trauriger Fall, (lacht)
Was ist Dein kostbarstes Eigentum?
Meine Kinder sind mir am wichtigsten. Aber die möchte ich nicht Eigentum nennen. Materiell gesehen: meine Gitarren.
Was ist Deine Droge?
Ein Glas Wein vor dem Auftritt. Früher noch mehr, weil ich mir vor Gigs immer so in die Hosen gemacht habe. Aber jetzt nicht mehr so viel.
Was hast Du gerade in Deiner Hosentasche?
Nur den Hotelschlüssel.
Was ist Deine unangenehmste Charaktereigenschaft?
Ich kann sehr fordernd sein. Ich erwarte oft zu viel von Leuten. Das ist nicht schön, und ich arbeite daran.
Wie warst Du in der Schule?
Ziemlich isoliert. Die meiste Zeit hab‘ ich nur so getan, als ob ich in die Schule gehe. An einer Kreuzung mußte man sich entscheiden, ob man aus dem Bus steigt und in die Schule geht, oder ob man weiterfährt bis zum Gitarrenladen in der Stadt…
Was ist Deine größte Angst?
Daß meinen Kindern etwas zustoßen könnte. Oder daß Boyzone ein Comeback starten. Oder daß Baby Spice will, daß ich auf ihrer neuen Platte Gitarre spiele.
Was war der blödeste Job, den Du je gemacht hast?
Einen Monat lang hab ich für eine Großhandelsfirma Container mit Lampenschirmen und Tampons entladen. Der Boss war ein totales Arschloch. Eines Tages hat er gesagt: „Gary, nächste Woche wirst Du in den ehrwürdigen Kreis der Arbeitslosen aufgenommen.“
Bist Du je verhaftet worden?
Ja, mehrmals! Einmal wegen Trunkenheit in der Öffentlichkeit, als ich aus dem Taxi auf den Gehsteig gefallen bin. Ich war die ganze Nacht im Knast und hab‘ die Typen dort angeschrien: Laßt mich raus, ihr verdammten Bastarde!
Was war bisher der peinlichste Moment in Deinem Leben?
Als mir bei einem Auftritt in Schottland der Schwanz raushing, und ich es nicht gemerkt habe (lacht).
Was macht Dich rasend?
Ich hasse Handys, sie sind die Verschmutzung des Jahrhunderts.
Welche Musik soll auf Deiner Beerdigung gespielt werden?
Ein schmalziger Song, den ich immer geliebt habe: „What A Wonderful World“ von Louis Armstrong. Aber das würde aufs Gefühl drücken, und die Leute wären sauer, weil sie weinen müßten. Also eher was Blödes,’ne Melodie von Monty Python oder so.