Geh‘ heraus aus deinem House
The Whitest Bov Alive haben sich zu einem vollwertigen Band-Quartett entwickelt. Die Ausgangsposition für ihren Sound ist weiterhin House-Music.
Interviews mit The Whitest Bov Alive sind etwas Seltenes. „Für das erste Album haben wir ein, zwei Interviews gegeben, das war’s“., sagt Erlend 0ye über das Debüt seiner Band, DREAMS von 2006. Er erinnert sich noch mit Grausen an die „regelrechten Interview-Marathons“, die er Anfang der OOer-Jahre mit seiner anderen Band, dem umjubelten norwegischen Folk-Duo Kings of Convenience („Quiet is the new loud“) habe geben müssen. „Das ging so weit, dass ich mich mal unter einem herumliegenden Parka verstecken musste, um zwischendurch etwas Ruhe zu kriegen.“ – „Genau“, fällt der Mann von der Plattenfirma ein.
„Auf einmal warst du weg, und 18 Musikexpress ich rannte durch die Gegend undhab dich gesucht. Und dann so:, Moment mal, der Parka da auf dem Sofa: Lebt der?'“
Erlend 0ye brennt nicht gerade auf Zusammenkünfte mit der Presse. Ein Glück für den 33-Jährigen, dass der Promotag für das zweite Whitest-Boy-Album RULES im „Weekend“ stattfindet, einem Electroclub im 12. Stock über dem Alexanderplatz, in dem der Wahlberliner — er lebt seit 2003 hier – sich wie in seinem Wohnzimmer fühlt. Ein Glas Kirschsaft in der Hand, zeigt er hinunter auf die Stadt. „Siehst du das Cafe Moskau da hinten ? Da im Keller haben Marcin (Oz, Bassist von TWBA und House-DJ; Anm.) und ich 2003 unsere ersten Sachen zusammen ausprobiert.
Wir hatten damals noch eine Drummachine undwaren nicht zufrieden mit dem Ergebnis. Mir hing Elektro ein bisschen zum Hals raus, ich wollte eine richtige Band.“
Ein paar Räume weiter probten Drummer Sebastian Maschat und Keyboarder Daniel Nentwig mit ihrem damaligen Projekt. „Man kannte sich vom Sehen“, erzählt Nentwig, „und irgendwann kamen wir ins Gespräch und stellten fest, dass wir ein ähnliches Konzept hatten: House Music mit Rock-Instrumenten zu spielen. Dann haben wir mal zusammen gejammt -und es hat einfach gepasst.“
Der größte Unterschied zwischen RLLES und dem Debüt dürfte in der festen Eingliederung des Kevboarders in die Band begründet sein. War Nentwig auf DREAMS nur auf zwei Stücken vertreten, ist das Keyboard nun fester Bestandteil des Bandsounds geworden, was den tanzbaren, atmosphärischen Stücken zugute kommt. „RULES ist während der Tour entstanden, die Songs waren keine vorgefertigten Konstrukte“, berichtet Bassist Oz. “ Nach wie vor streben wir einen minimalistischen Sound an. Es gibt keine Samples und ausufernden Soli, und Daniel bewirkt eine stärkere Zusammenführung des Sounds.“
Und auch wenn RULES mehr nach Disco und Loungejazz klingt, ist die Hauptinspiration der Band nach wie vor House:
„Wir kommen alle aus unterschiedlichen Richtungen, aber worauf wir uns einigen können, ist House, wie er in den frühen 90ern gespielt wurde.“ Lyrisch bleibt 0ye bei seiner bekannten Mischung aus Melancholie und zarter Ironie. „Das Backcover des Albums (auf dem ein Männchen eine Leiter von innen erklimmt; Anm.) erklärt gut, worum es auf RULES geht: Man schafft sich Regeln, und dann versucht man sie in die Tat umzusetzen. Doch in der Mitte angekommen, merkt man, dass man in einer Sackgasse steckt.“
Albumkritik Seite 90
www.whitestboyalive.com