Gossip: Garagen-Punk, Soul und feministischer Diskurs


„When I went to school in Olympia“ , gröhlte Courtney Love vor elf Jahren und weckte Träume von einer Art abgefucktem Sündenpfuhl, der unter der klischeehaften Amerika-Idylle durchschien. Beth Ditto, Kathy Mendonca und Nathan Howdeshell alias Gossip können allerdings ein anderes Lied von Arkansas und Olympia singen. „Zuerst war man dort stolz auf uns“, erinnert sich Sängerin Beth. „In den Läden stand unser Album an exponierter Stelle. Wir waren so etwas wie lokale Rocksternchen. „Als allerdings die stellenweise expliziten Texte für Diskussionsstoff sorgten, schwankte das Wohlwollen bedenklich. Als Beth dann in ersten Interviews offen über Feminismus und ihre Homosexualität sprach, fiel das zweifelhafte Gefüge aus falschem Stolz und antiquierter Erwartung schneller in sich zusammen, als man „queer“ sagen kann. „Unsere CD verschwand aus den Regalen“, erinnert sich Schlagzeugerin Kathy. „Aber wirklich gewundert hat mich das nicht, denn kurz zuvor war erst ein sehr großer Buchladen aufgrund massiver Proteste geschlossen worden, weil es dort homosexuelle Literatur zu kaufen gab. Willkommen in Olympia.“ Kein Wunder, daß das Trio auf Tour nicht nur mit rotzigem Garagensound für Spaß sorgt, sondern auch eine aufklärerische Mission erfüllen will. Die Mischung gelingt hervorragend. Beth Dittos Stimme, die Soul und Punk vereint, als wären sie schon immer Schwestern im Geiste gewesen, läßt aufhorchen. Und da die Band lieber den Diskurs sucht, als zu predigen, setzt man sich genauso gern inhaltlich mit Gossip auseinander, wie man auf den Konzerten wild herumtanzt.

Gossip STANDING IN THE WAY OF CONTROL (Lado)