Gute alte Zeiten
Er war im Bett mit Rick Rubins Eltern und hat den Geist von Nico gesehen: James Hamilton hat Musikgeschichte fotografiert, als New York noch die wichtigste Stadt der Welt war. So wurde er selbst zum Star.
Der Fotograf & Die Bands
Man wünscht sich, das Leben des James Hamilton würde verfilmt werden. In Originalbesetzung bitte. Inklusive Nico und James Brown. Die erste Einstellung könnte sein, wie der junge Hamilton als Malereistudent vor einer Staffelei steht, im Lichtstrahl der New Yorker Sonne. Dann Schnitt: ein paar Jahre später. Hamilton schmeißt den Pinsel weg, greift sich eine Nikon und läuft durch die Stadt, hält den Daumen in den Wind, trampt durch die USA der 60er-Jahre. Er kommt in Texas an, wo gerade ein Musikfestival stattfindet. Er fälscht sich einen Presseausweis und kann so die auftretenden Musiker fotografieren. Guter Filmeinstieg, sehr guter Berufseinstieg.
Die darauf folgenden Jahre porträtierte James Hamilton die New Yorker Musikszene von Patti Smith bis Beastie Boys. Er arbeitete für „Rolling Stone“, „Crawdaddy!“, „Vanity Fair“, „The Village Voice“ und viele andere. Den Ausweis musste er nicht mehr fälschen, er hatte die Möglichkeit, so ziemlich jeden, der ihm interessant erschien, vor die Linse zu bekommen. Das waren eine Menge. „Es gab eine großartige Vielfalt an Musik und alles schien so frisch. Und es gab in New York so viele Venues, in denen man diese ganze Musik hören konnte.“ Hamiltons Bilder sind intime Begegnungen. Sie erzählen die Geschichte einer Zeit und seiner Beteiligten. Und man merkt ihnen die zentrale Teilhabe Hamiltons an.
In den 80ern zog es den Fotografen dann zu einem ganz anderen Thema. Er arbeitete über Jahre als Kriegsfotograf in Südamerika und Asien. Später wandte er sich der Filmfotografie zu, etwa für Wes Anderson. „Es ist viel schwieriger geworden, Zugang zu den Stars zu bekommen, sogar wenn sie das Cover zugesagt bekommen. Die Kontrolle über meine Arbeit zu verlieren, das macht mir nicht so viel Spaß“, sagt Hamilton. Und auch New York hat sich verändert: „Für die Vielfalt von früher ist es hier auch einfach zu teuer geworden“, so Hamilton. „Heute mache ich Bücher und weniger kommerzielle Projekte.“ Es müssen noch viele Szene im Film über James Hamilton gedreht werden. Nur so viel ist sicher, im Abspann stehen eine Menge großer Namen.
„You Should Have Heard Just What I Seen“
(Ecstatic Peace Library)
Edited by Thurston Moore, Photographs by James Hamilton.
All images copyright James Hamilton, 2011.
Available at ecstaticpeacelibrary.com