Happy Mondays
Keine Band der Welt traut sich, den wahren Grund für eine Reunion zuzugeben. Nur Shaun Ryder hat keinen Hehl aus seinen Motiven gemacht. Geld brauche er, und das dringend. Black Grape hatte er Ende 1997 eigenhändig aufgelöst. Flirts mit der Filmerei brachten nicht den erhofften neuen Karrierekick – da müssen eben die Happy Mondays wieder her! Vor sechs Jahren waren die Mitbegründer des Manchester-Rave-Sounds am Ende. Drogen ,Suff, teure Aufnahmen auf den Bahamas, Streit, Zerfleischung. Den Torso noch einmal zusammenzuflicken schien unmöglich. Doch jetzt stehen die Mondays wieder auf der Bühne dem Finanzamt sei Dank. Nicht dabei-. Gitarrist Mark Day und Keyboarder Paul Davis, die der gewohnt freimütige Ryder „einfach abscheulich“ findet. Day wird von Paul „Wags“ Wagstaff ersetzt, der auch bei Black Grape spielte. Ein Sänger mit dem vertrauenserweckenden Namen Nuts kam hinzu. Die restlichen Gesichter sind vertraut: Shauns Bruder Paul am Bass.Gary Whelan am Schlagzeug sowie Sängerin Rowetta und das tanzende Faktotum Mark“Bez“
Berry. Schon vor dem Auftritt tanzt und singt der Saal zu Primal Screams „Loaded“ aus der Konserve wie auf dem Höhepunkt der Manchester-Mania. Dann geht’s los. Nuts, Rowetta und Bez (mit Zylinder!) eilen den Laufsteg hinunter. Die Band spielt „Loose Fit“ – und beherrscht ihre Instrumente. Nur der Soundmann muß ein unverbesserlicher Rocker sein: Die tödlichen Grooves sind kaum zu hören. Zum Glück gibt es Bez, der vor den Monitorboxen sicher im Rhythmus tanzt, mit gelben Maracas hantiert, die Fans animiert und Rowetta schon mal in die Weichteile grapscht. „We’re the best“, grölt Ryder. Wenig später ändert er seine Meinung. Whelan verpaßt den Takt, und schon hat der Chef einen Prügelknaben, den er fortan mit Beschimpfungen übersät. Sein Mißmut fällt in eine schlaffe Phase gegen Mitte des Konzerts, auch im Publikum ist die Stimmung am Kippen. Das Finale aber versöhnt. Die Hymnen „Step On“ und „Hallelujah“ ertönen, schon ist die Welt ist wieder in Ordnung. „The Boys Are Back In Town“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit dem aufbereiteten Thin-Lizzy-Oldie schließt ein nostalgischer Abend der rüpeligen Art.