Hercules And Love Affair


Melancholisch intelligente Disco-Klänge aus New York: Andrew Butler hat mit Antony und anderen ein Dance-Kunstwerk geschaffen.

Wollen wir uns einfach mal ganz weit aus dem Fenster lehnen: Andrew Butler, Produzent und Gehirn des grandiosen Elektro-/Retro-Disco-Projekts Hercules And Love Affair, wird sich in den nächsten drei Jahren zu einer der bedeutendsten Figuren für die Evolution elektronischer Popmusik entwickeln. Als Visionär und Erneuerer vom Stellenwert eines James Murphy, Brian „Danger Mouse“ Burton und des Hot-Chip-Duos Alexis Taylor/Joe Gibbard wird er mit ein paar omnipräsenten Hits, einigen obskuren, begehrten White Labels, anspruchsvollen Remixen und überraschenden Fremdproduktionen entscheidend an der Gestaltung der zukünftigen Popularmusik beteiligt sein – alles andere wäre schwer vorstellbar, Hercules and love affair ist nahezu perfekt: Es ist musikalisch hochklassig, strukturell anspruchsvoll, stilistisch geschmackssicher und vor allem warm und emotional. „Ich hab im Bereich der Dance-Music ein bisschen Seele und Raffinesse vermisst“, sagt Butler. „Mir war selbst viel an Harmonien, Melodien und überhaupt Stimmpräsenz gelegen. Ich hatte natürlich auch das Glück, dass ich mit einigen der besten Sänger zusammenarbeiten konnte…“ Obwohl die Stimmen verschiedenen Leuten gehören – Antony, der R’n’B-Sängerin Nomi und DJane und Sängerin Kim Ann -, hat das Album nicht Projektcharakter, sondern ist schlüssig und homogen. „Ein Großteil der Arbeit bestand darin, Künstler zu finden, die eine einfache, wahrhaftige Beziehung zur Musik haben“, erzählt Butler. „Wir haben mit großartigen Streichern und Jazz-Bläsern gearbeitet.“ Wer bei diesen sagenhaft gefährlichen Disco-Klängen übrigens der romantischen Vorstellung von verrückten Genies erliegt, die bei der Arbeit nächtelang im Studio gekokst haben, liegt falsch: „Die Produktion war sehr erwachsen täglich 10 bis 19 Uhr“, meint Butler und lacht. „The closest thing to doing lines of coke was drinking Mate-Tea.“

Hercules And Love Affair – hercules and love affair (DFA/EMI)