Hirnflimmern
Du bist so hübsch wie Sevilla früher: Zeitbeben in Zimmer 301
Die Ruhe. Draußen ist Aschermittwoch. Metaluna Köln antwortet nicht, das Telefon döst. Liegen wohl alle mit den Folgen der Jaul- und Clown-Seuche darnieder. Jaulund Clown-Seuche. Na? Na na, der ist so schlecht nicht! Es gibt hier unten eine nur matt entwickelte Büttenreden-Kultur, da muss man alternative Ventile suchen. Tun andere ja auch. Zum Beispiel – wieder mal – Maffay. 30jähriges feiert der gerade, mit einer Compilation. Darauf ist Delikates enthalten. Andere Leute hoffen, dass über ihre Jugendsünden Gras wächst. Bei Maffay bekommt man sie, umgepackt, neu reingedrückt. So funky, wie wenn einen eine Magenverstimmung von vor 25 Jahren noch mal ereilt, der alten Zeiten wegen. Sogar – deshalb bringe ich den Ledermann überhaupt ein letztes Mal aufs Tapet – sogar der ME-Sachverständige, Fachbereich Maffay, ein, wie ich finde, bewundernswert verständnisvoller, geduldiger Mann, hat hierbei die Waffen gestreckt. Zeitbeben auch in Zimmer 301. Kollege Koch hört anstatt seiner Mille Plateaux- und Profan-Sachen seit fast anderthalb Wochen nur noch Making Movies von den Dire Straits. Ich gehe mit ihm insoweit konform, als das eh eine gute Platte war und meinetwegen ist, meintewegen auch Hergest Ridge und Ommadawn, die er letzthin auspackte. Und Crime Of The Century, ja („School ist geil!“ verkündet sehr richtig der assoziierte Doppelagent Zack de la Hammer). Allein, die Entwicklung kam so plötzlich, dass sie mir noch immer Rätsel aufgibt. Und alte, lang verdrängte Fragen wieder aufwirft: Hat eigentlich mal jemand eruieren können, was Mark Knopfler meint, wenn er in Tunnel Of Love singt „Girl, you look so pretty to me…. like this spanish city to me, when we were kids“? Koch, Lindemann und ich gleichwohl in Poesie bewandert – sind ratlos und bitten um Ihre Mithilfe. Für sachdienliche Hinweise ist eine Belohnung ausgesetzt, als Trostpreis lege ich die Handynummer eines liebeshungrigen (offensichtlich) jungen Mannes (beides: vermutlich) oben drauf, der mir seit Tagen unzüchtige SMS-Nachrichten sendet. Schrecken der Mobilfunk-Kommunikation! Wo ich denn wohne, wie ich aussähe und ob ich geil sei, bedrängt mich dies‘ Funknetz-Luder. Wenn man ihm kleine Brocken hinwirft, fragt es immer lustig weiter. Das macht Spaß und vielleicht finde ich raus, welche freundliche Institution dem Herrn meine Nummer verreicht hat. Vielleicht hat ü ja aber jemand anders Interesse? Ich kann’s nur anbieten.