Hund auf Spanisch angeschrien: Alec Baldwin im bizarren Instagram-Gespräch mit Woody Allen
Im Grunde könnte man die knappe Dreiviertelstunde als Geplänkel titulieren. Was fehlte, war eine Auseinandersetzung mit jenen Themen, die beide Hollywoodsenioren zu Ausgestoßenen der Traumfabrik macht.
Alec Baldwin und Woody Allen haben sich am frühen Dienstagabend deutscher Zeit (28. Juni) auf Instagram zum Live-Interview getroffen. Begleitet wurde das kuriose Gespräch von Problemen mit kläffenden Hunden (bei Baldwin) und der Internetverbindung (bei Allen): Als bei dem Regisseur das Bild einfror, nutzte Baldwin die Gunst des Augenblicks, um im Nebenzimmer seine Vierbeiner in spanischer Sprache zur Ordnung zu rufen – in übersetzten Worten: „Leonetta! Leonetta! Es reicht! Die Hunde! Es reicht! Die Hunde. Jetzt reicht’s!“ Dabei bekamen die Zuseher*innen auch seine ausgeleierte, blaue Jogginghose zu Gesicht.
Wenn die Promopeitsche knallt
Zunächst aber erklärte Baldwin seinem langjährigen Freund, was Instagram seiner Auffassung nach ist: „die Radio City Music Hall der Millennials“. Vielleicht war das auch nötig – der 86-Jährige ist nicht auf der sozialen Plattform vertreten. Ein Grund der öffentlichen Unterredung dürfte ein von Allen geschriebenes Buch mit komödiantischen Kurzgeschichten sein: „Zero Gravity“ ist gerade in den Staaten erschienen, folgerichtig hielt Baldwin das Hardcover freundlich in die zittrige Kamera.
Über dies und das
Im Grunde könnte man die knappe Dreiviertelstunde als Geplänkel titulieren: Allen hob die Bedeutung der Zeitschrift „New Yorker“ für junge Autoren hervor, als er selbst in seinen Zwanzigern war. Er erzählte, dass er gerne mal mit der Klamauktruppe Marx Brothers gedreht und einen guten Roman geschrieben hätte. Während der Pandemie habe er auch das Daheimbleiben schätzen gelernt. Meist pflichtete Baldwin bei; hin und wieder scherzte er. Immerhin kündigte Allen, der seit drei Jahren nicht mehr hinter der Kamera stand, an, im Herbst wieder drehen zu wollen – in der französischen Hauptstadt.
Kontroversen wurden totgeschwiegen
Was fehlte, war eine Auseinandersetzung mit jenen Themen, die beide Hollywoodsenioren zu Ausgestoßenen der Traumfabrik macht: Weder der tödliche Schuss aus Baldwins Waffe am Filmset des Westerns „Rust“ fand Erwähnung, noch die seit drei Dekaden erhobenen – und seit wenigen Jahren ernst genommenen – Missbrauchsvorwürfe gegen Woody Allen. Schon vorab hatte Baldwin den Regisseur in Anspielung auf die vierteilige Doku-Reihe „Allen v. Farrow“ verteidigt: „Wenn ihr glaubt, ein Verfahren sollte über eine HBO-Dokumentation geführt werden, dann ist das euer Problem.“, schrieb er auf Instagram.
+++Dieser Artikel ist zuerst auf rollingstone.de erschienen+++