Hundsgemein


Belle & Sebastian halten nicht viel von Interview-Terminen.

Schottische Himmel sind verregnete Himmel, bleiern und düster. Im Frühsommer gerne auch dramatisch, doch unverändert nass. Mick Cooke ist für ein paar Tage dem trüben Glasgow entronnen und kann sein Glück im heißen Berlin kaum fassen: „Ich könnte tagelang nur durch die Stadt spazieren, überall blüht es!“ Im lichten Loft der Plattenfirma aber lässt es sich bei Eis am Stiel auch ganz gut aushalten. Zumal Mick Cooke-ein blasser, unscheinbarer Twentysomething- nicht allzu viel zu tun hat auf dieser Reise, auf der er eigentlich alle Hände voll zu tun haben sollte: Beile & Sebastian haben ein neues Album zu verkaufen, und Mick Cooke ist ihr Trompeter. Nur der Trompeter spricht? Wenigstens der Trompeter spricht! Geschwätzigkeit konnte man den Schotten bisher nämlich kaum vorwerfen. Gut vier Jahre galt: keine Interviews, keine Fotos. Warum auch? Und von wem? Lieber knipste Stuart Murdoch, der Songwriter der Band, Freunde und Bekannte, um sie der hungernden Presse als „Belle“ oder „Sebastian“ unterzujubeln. Was den Trubel um grandiose Alben wie „If You’re Feeling Sinister“ oder „The Boy With The Arab Strap“ nur noch weiter anheizte. Nun, zur neuen Platte, steht wenigstens Mick Cooke Rede und Antwort. Weder zum Songwriting noch zu den Lyrics hat er Nennenwertes beigesteuert, gehört aber mittlerweise zum harten Kern der losen Manrschaft. Gratulationen zur geschickt kalkulierten PR-Arbeit weist er empört zurück: „Das ist nicht berechnend“, meint er, „erst letzte Woche hat Stuart dem Fernsehen ein Interview gegeben!“ Welchem Fernsehen? „Dem finnischen Staatsfernsehen“, sagt Cooke und muss selbst lachen: „Es liegt ihm nicht, über Musik zu sprechen. Schöne Sachen sind schnell zu Tode erzählt.“ Das neue Album ist eine schöne Sache. Es heißt „Fold Your HandsChild.You Walk Like A Peasant“ („Falte deine Hände, Kind, du gehst wie ein Bauer“) und bedeutet… ja, was denn bloß? „Keine Ahnung“, gibt Cooke zu und lächelt lieb. „Stuart spielt einfach gerne mit Worten. Was bedeutet ‚The Boy With The Arab Strap? Egal, es geht darum, was die Worte beim Hörer auslösen.“ Tatsächlich sind Texte von Belle & Sebastian oft ebenso kryptisch wie reizvoll. Verschlüsselte Kurzgeschichten, kleine Tragödien und beiläufiges Glück. „Geschichten erzählen wie Bob Dylan oder die Beatles“, nennt das Cooke. Und könnte damit richtig liegen.