Ihr Debüt gibt Holly Palmer bei einer grossen Plattenfirma. Und auch Bill Frisell und Me’Shell NdegéOcello leisten Aufbauhilfe


Selbst unser erfahrener Chauffeur hat so seine Probleme, Amagansett zu finden. Hier, mitten in den Hamptons, wo sich die New Yorker Upper Class in den gepflegten Gärten ihrer Wochenendhäuser die Großstadtlungen freihustet, tritt heute abend Holly Palmer auf. Und obwohl das ‚Stephen Talkhouse‘, der Ort des Geschehens, nicht eben auf eine kurz bevorstehende Weltkarriere schließen läßt, hat Holly allen Grund, happy zu sein. Immerhin wird ihr erstes Album (‚Holly Palmer‘) gleich von einer der ganz großen Plattenfirmen veröffentlicht. Die Chancen, demnächst Anschluß zu finden an Chart-Stürmerinnen wie Alanis Morissette oder Sheryl Crow, stehen also gar nicht mal so schlecht. Alles nur Glück? Oder wirklich nur eine Frage des Talents? „Der Begriff ‚Glück'“, meint Holly bescheiden, „bringt die Tatsache, daß ich einen Vertrag in der Tasche habe, wohl noch am ehesten auf den Punkt. Immerhin gibt es sehr viele gute Musiker. Aber nur ganz wenige unterzeichnen gleich zu Beginn ihrer Karriere bei einer Major Company.“ Wohl wahr. Richtig ist aber auch, daß Holly Palmer sich in einem äußerst wesentlichen Punkt vom Gros ihrer Mitbewerber unterscheidet: Ihre Songs sind ganz einfach besser. Mutig pendelt Palmer in bester Singer/Songwriter-Manier zwischen Rock, Jazz und Blues und vollbringt dabei auch noch so ganz nebenher das Kunststück, genügend Pop-Appeal an den Tag zu legen, um richtig erfolgreich zu werden. Daß ihre Plattenfirma deshalb gleich mit der vollmundigen Zeile ‚Rickie Lee Jones meets Al Green‘ arbeitet, ist Holly Palmer eher suspekt. Daß sie jedoch mehr Substanz besitzt als andere, ist ihr durchaus bewußt: „Ich denke, daß sich meine Musik von einigen Sachen, die man so im Radio hört, deutlich abhebt.“ Geteilt wird diese Auffassung unter anderem von einigen namhaften Kollegen der ebenso talentierten wie hübschen Holly. So wurde die Absolventin der renommierten Berklee School of Music bei den Aufnahmen zu ihrem Debüt-Album von dem berühmten Jazzer Bill Frisell an der Gitarre und von der schwarzen Vollblutmusikerin Me‘ Shell NdegéOcello am Bass unterstützt. Der Weg zum Erfolg führt offenbar über Amagansett.