Im Facettenreich: Bradley Beesley über seine Lips-Doku


Brüder im Knast, Drogen, Dramen, White Trash, Arbeitswut und Innigkeit – Bradley Beesleys Film „The Fearless Freaks“ zeigt die Flaming Lips so nah, wie kaum je ein Film einer Band kam. „Wayne Coyne war vor 16 Jahren mein Banknachbar in der Kunstschute“, erinnert sich Beesley, „und wir haben uns angefreundet. Ich hab‘ viele Videos der Lips gedreht, und wenn wir mit der Arbeit fertig waren, habe ich die Kamera weiterlaufen lassen. Eigentlich nur so, als eine Art Tagebuch.“

Letzteres wurde mit der Zeit so gehaltvoll, daß Beesley mit einer neuen Idee liebäugelte: „Daß ich einen Film daraus machen könnte, fiel mir erst nach zehn Jahren Drehen auf“, lacht er. „Also habe ich noch fünf Jahre weitergedreht. Zuletzt hatte ich über 400 Stunden Material auszuwerten.“ Beesley stöhnt grinsend. „Aber als der Film derart facettenreich wurde, war ich sehr stolz.“ Steven Drozds Heroinsucht wird ebenso thematisiert wie die außergewöhnliche Familienbande der Coynes und die chaotische Schönheit eines Lips-Konzertes. Beesley ist immer nah am Geschehen, aber nie distanzlos. Der Respekt füreinander ist dabei omnipräsent. „Als Dokumentarfilmer bin ich natürlich vor allem auf der Suche nach der Wahrheit“, erklärt der Regisseur. „Aber natürlich haben die Band und ich lange überlegt, ob es beispielsweise sein muß, daß man Steven dabei sieht, wie er sich einen Schuß setzt. Steven hingegen fand es wichtig, daß die Szene bleibt. Und es ist seine Entscheidung, so wie es seine Sucht war“, erklärt der Filmemacher seine Philosophie, die ihm erlaubt, außergewöhnliche Filme wie diesen zu drehen.

www.fearlessfreaks.com