IM NAMEN DES GESETZES
Seit Bruce Springsteen uns mit seinem monumentalen Bekenntnis zur amerikanischen Heimat bekannt gemacht hat, kommt es nicht überraschend, dass es in der gesamten US- Rockmusik wieder „in“ ist, sich glorios zur eigenen Nationalität zu bekennen.
Jawoll, und da kramen wir doch gleich mal im unterhaltungsmusikalischen Erbe, sprich Country-, Hillbilly- und Rockmusik der ersten Stunde. Und dann gründen wir, natürlich am Nationalfeiertag, eine Band, die offenbar einsamen Rächern in der Prärie gewidmet ist und folglich LONE JUSTICE heißt. Das alles erinnert fatal an John Wayne, Johnny Cash und Lucky Luke. Fehlt eigentlich nur noch, daß man tatsächlich aus Nashville oder wenigstens Dallas stammt…
Aber weit gefehlt: Dieses Quartett kommt aus der Hauptstadt der West- Coast- Szene L.A. Man kommt also ins Stutzen. Maria McKee, 20, und Ryan Hedgecock, 24, Gründungspaar der jungen kalifornischen Band, haben tatsächlich alles andere im Sinn, als das Erbe ihrer Macho- Country- Cowboy- seligen, texanischen Vorfahren anzutreten. „Wir übten zwar zu Anfang die ganzen Country-Klassiker, aber wir entwickelten uns sehr schnell darüber hinaus. Wir sind mit Rock aufgewachsen, folglich kommt das noch dazu“, erzählt wohlerzogen der smarte Ryan.
„Ganz zu Anfang wurde C&W-, Hillbilly- und Bluegrass-Musik rau und aggressiv gespielt. Das war rebellische Musik, und genau das hat uns fasziniert: das Dampfablassen von aufgestauten Gefühlen, die Leidenschaft“, haucht überzeugend die zum Schmelzen schöne Maria.
Die Stories, die sie tatsächlich mit inbrünstiger Leidenschaft singt, sind Geschichten, die das Leben schreibt, wo sich jeder wiederfinden kann. „Ja, das Menschliche (…), denn sonst erreichst du doch niemanden.“
Produzent Jimmy lovine war dermaßen begeistert von ihrem Material, dass er allen möglichen Kollegen hemmungslos von seinen jungen Schützlingen vorschwärmte. Und so machen auf dem Debüt-Album WAYS TO BE WICKED u.a. mal eben Dave Stewart, Annie Lennox, Little Steven, Tom Petty und Benmont Tench mit. Dolly Parton kriegte sich nach einem Konzert von Lone Justice vor überschäumender Freude überhaupt nicht mehr ein und nun scheinen die Tore für eine vielversprechende Karriere weit offen zu stehen.
Die Vier spielen abgöttisch gern live („Der größte Spaß der Welt“), sie üben wie besessen („jeden Tag, wenn’s geht“) und sie geben zu, dass sie von Anfang an auch eine Riesenportion Glück hatten. Sogar noch mehr, meint Maria: „Ich glaube, wir sind gesegnet.“