Im Wein liegt die Wahrheit. Das weiß auch Rad Stewart- und klagt über seine arme Leber
Eigentlich müßte Rod Stewart bester Laune sein, an einem sonnigen Sommertag wie diesem. Schließlich gilt es, eines der besten Alben in seiner mittlerweile 35jährigen Karriere zu promoten: „When We Were The New Boys“. Doch Rod Stewart ist nicht bester Laune. Ganz und gar nicht. Darüber können auch sein cremefarbenes Versace-Jackett samt passender dunkler Hose nicht hinwegtäuschen. Und erst recht nicht die coole Sonnenbrille Marke „blickdicht“. So bittet er mich zu Beginn unseres Gesprächs: „Seien Sie gnädig mit Ihren Fragen, schließlich bin ich gerade auf stressiger Promotion-Tour. Da muß man sich abends schon mal einen einschenken.“ Mit anderen Worten: Rod Stewart ist bei unserem Interview schwer verkatert – „und ich bin ja nicht mehr der Jüngste“, lacht er gequält.
Ja ja, das Alter: Wenn man sich Stewarts neues Album am Stück anhört, fällt auf, daß die Texte vor unerfüllter Sehnsucht, Angst vor dem Älterwerden und unerwiderter Liebe nur so strotzen. Ist Rod Stewart mit 53 nun doch noch in die Midlife-Crisis gekommen? „Nein, überhaupt nicht“, wehrt er vehement ab, „ich singe einfach nur gerne Balladen. Privat allerdings fühle ich mich sehr wohl in meiner Haut. Ich bin – auch nach knapp acht Jahren Ehe – immer noch in die Frau verliebt, mit der ich verheiratet bin. Wir haben tolle Kids, ich habe Geld, ich lebe von dem Job, der mir Spaß bringt, und ich sehe für mein Alter noch halbwegs ordentlich aus.“ Der Einmeterneunzigmann denkt eine Sekunde nach, dann fügt er grinsend hinzu.“Naja, nicht unbedingt heute. Aber es gibt auch bessere Tage in meinem Leben, das können Sie mir glauben.“ Und wie steht es mit seinem ungebrochenen Ruf als Macho und Herzensbrecher, der ihm seit mindestens 30 Jahren anhängt? „Ach Gott“, winkt er müde ab, „dagegen habe ich nichts – ist doch prima, wenn man sein Leben lang bei den Mädels ankommt, oder täusche ich mich? Also, meinem Ego tut das jedenfalls gut! Und ich liebe die Frauen, mit Haut und Haar. Heutzutage muß ich aber nicht mehr jede Lady flachlegen, um mir zu beweisen, was für ein toller Hecht ich bin. Meine Frau Rachel fände das außerdem gar nicht gut. Allerdings: Was wäre das Leben, wenn man keiner einzigen Frau mehr hinterherglotzen könnte?“ Bleibt noch die Frage nach dem mittleren Baustein der ewigen Losung von „Sex’n’Drugs’n’Rock’n’Roll“-im Falle von Rod Stewart ist es insbesondere Freund Alkohol, dem er allen anderen bewußtseinserweiternden Substanzen stets den Vorzug gegeben hat. „Ich versuche inzwischen, kontrollierter zu trinken, was mir aber nicht immer gelingt“, bekennt der Guinness-Fan. “ Früher habe ich meine Leber einfach nur ignoriert. Gestern und vorgestern habe ich mir aber wieder mal total die Kante gegeben. Schon morgens habe ich mit der Sauferei begonnen. Und heute knurrt meine Leber dermaßen fies, daß mir völlig klar ist: Die nächsten beiden Tage über muß ich absolut clean bleiben. Aber das Gefühl, betrunken zu sein, ist mir nach wie vor zu wichtig, um völlig darauf zu verzichten.“