IMPORTE
Eine Importspalte mit Klassik-Platten! Nicht wundern, sondern weiterlesen, denn möglicherweise findet Ihr im weitern die eine oder noch mehr Anregungen, zumal hier auf zweierlei Rücksicht genommen wird: Genannt sind fast ausschließlich klassische Werke, die hie und da in der Rockmusik Verwendung fanden – nicht nur im Bereich Classic Rock – und außerdem handelt es sich im folgenden um Maxi-Singles. Richtig gelesen!
T-Shirts mit Dirigenten-Konterfeis gibt’s schon länger, nun haben Tontechniker die Maxi-Single mit 45 U/min für die Klassik entdeckt, um dadurch die dynamische Bandbreite zu erweitern – und man hört’s, in den Höhen wie in den Bässen. Kosten für die über den EMI ASD in jedem Laden zu beziehenden Platten: so 25 bis 30 DM.
Offiziell heißt die Serie „Angel Sonic Series“ und beinhaltet bislang zehn Programme: Zum Beispiel Maurice Ravel’s „Bolero“ (Angel SS-45002), von Colosseum und RareBird auch schon benutzt, hier jedoch von den Berliner Philharmonikern unter Karajan präsentiert. Auf der Rückseite Verträumteres: Johann Strauß‘ „An der schönen blauen Donau“.
Ähnlich bekannt wieder Bolero sind Mussorgsky’s „Bilder einer Ausstellung“, hier in der von Ravel überarbeiteten Orchesterfassung (ursprünglich war’s nur für Piano) und vom Philadelphia Orchestra unter Riccardo Muti mit dem englischen Titel „Pictures At An Exhibition“ (SS-45004) angeboten. Interessant, wie sehr Emerson Lake & Palmer das Werk seinerzeit umarrangiert haben, Isao Tomita es per Synthesizer hingegen getreu adaptiert hat.
Kurzzeitig Manfred Mann (auf „Joybringer“) und andauernd Jon Anderson von Yes fühlten sich beeinflußt von Gustav Holst’s „The Planets Suite“ (SS-45000), hier von Andre Previn und dem London Symphony Orchestra dargereicht. Die Planetensuite zeigt besonders dramatisch, welche Dynamik die Klassik-Maxi-Single zu übertragen fähig ist. Und gleich noch was für Yes-Fans, aber auch andere: Igor Stravinsky’s „Feuervogel-Suite“ (SS-45003), die bei der Uraufführung 1919 riesige Skandale hervorrief. Carlo Maria Giulini und Chicago’s Symphony Orchester haben’s prächtig in Szene gesetzt.
The Nice {„Karelia Suite“), wie überhaupt Keith Emerson und auch Procol Harum fühlten sich von Englands Lieblingsklassiker Jean Sibelius inspiriert, dessen herrliches „Finlandia“ (SS45017) von Karajan und den Berliner Vielharmonikern interpretiert wird. Die Rückseite der Single bietet immerhin Smetana’s „Die Moldau“.
Abschließend noch der Hinweis auf einen Soundtrack, der im Nachhinein ein solcher geworden ist – durch „Rhapsody In Blue“ von Gershwin läßt Andre Previn von den Londoner Symphonikern spielen (SS-45001) und gibt rückseitig nochmals Ravel hinzu: „La Valse“ gehört ebenfalls zum Bekannteren. Na denn viel Spaß!
Wolfgang Bauduin