Ein gefundenes Fressen für Synthesizer-Freunde ist derzeit noch in geringer Stückzahl über den Teldec Import Service (TIS) in Hamburg erhältlich:“Zero Time“ (Atlantic K 40251) von Tonto’s Expanding Head Band. Hinter diesem abenteuerlichen Namen stekken Malcom Cecil und Robart Margouleff, letzterer von Beruf ursprünglich Elektroingenieur. 1972 haben beide mit „Zero Time“ eine der Svnthie-LPs eingespielt, die ob ihrer Konzepte und Effekte noch heute aktuell ist. Besonderheit der Platte, die sowohl melodiöse „Songs“ als auch freie Passagen enthält: Margouleff und Cecil arbeiten mehr als ihre Kollegen mit kleineren, also tiefen Frequenzen, weshalb man „Zero Time“ tunlichst über baßfähige Boxen hören sollte. Und dann ist’s eine Ohrenweide.
Ein Augenschmaus ist das Cover von „Church Of Anthrax“ (CBS 64259), 1970 von John Cale (bg,p,g,vi) und Terry Riley (p,org,sax) aufgenommen. In den Rillen geht’s meditativ bis aufwühlend zu, gelegentlich auch mit Schlagzeug, wiewohl dies primär eine Keyboard-Platte ist. In sechs Stücken zeigen Ex-Velvet Underground John Cale und der Einzelgänger Terry Riley sechs verschiedene Ansätze: Französischen Impressionismus in „At Versailles“, ein irre rockendes Klavier und zwei Schlagzeuger in „Ides Of March“, zudem teils eckige Rhythmik und unübliche Akkorde, (m Titelstück „Church Of Anthrax“ wird quasi eine Quersumme der 70er Progressiv-Musik gezogen. Für einige kluge Leute gilt „Church Of Anthrax“ als Meilenstein der Rockmusik.
Terry Riley hat auch Soloalben produziert, wobei hier „A Rainbow In Curved Air“ (CBS 64564) die markanteste sein dürfte. In bloß zwei Nummern, dem Titelstück sowie in „Poppy Nogood And The Phantom Band“, spielt Riley per Playback vielfach mit sich selbst, auf diversen Keyboards (aber kein Synthie) und Sopransaxofon. Prinzipiell wird dabei die allmähliche Klangveränderung ähnlich Tangerine Oream der Frühzeit vorgeführt, wobei Riley’s Verdienst vornehmlich darin liegt, dies alles mit „herkömmlichen“ Instrumenten auszuführen. Dies beschert der Platte eine Wärme, wie sie auf meditativen Synthie-LPs eben nicht immer zu finden ist. Sowohl „Church Of Anthrax“ wie auch „A Rainbow in Curved Air“ sind über den Phonogram Importdienst in Frankfurt zu beziehen, bekanntlich jedoch nur auf dem Umweg „Plattenladen“ oder über die hinreichend geläufigen Plattenpostversände.
