Inga Humpe: Planet der Lust


Neonbaby Annette ist zur deutschen Sprache zurückgekehrt, Schwester Inga setzt dagegen bei ihrem Solo-Debüt PLANET OZ auf säuselnde englische Texte. Und das ist schließlich die Sprache der Lust.

Wo, bitte, geht’s zum PLANET OZ? Ganz einfach: Man startet in Herdecke/Ruhr, geht von dort aus nach Berlin, dann nach London und wenn man dann nicht mehr weiter weiß – Inga Humpe fragen. Denn die „kleine“ Schwester von Annette hat genau diesen Weg hinter sich und nimmt nun mit ihrer ersten Solo-LP Kurs auf den märchenhaften Planeten der Lust.

Ein doppeltes Lottchen waren die Schwestern von den wellenreitenden Neonbabies bis zum sphärischen Projekt Humpe/Humpe nie, zu unterschiedlich sind ihre Charaktere: Inga wirkt wesentlich femininer als die stets spröde, zuweilen überheblich erscheinende Annette, erotischer und auch offener: „Das gibt mir die Kraft weiterzumachen, ich gebe nicht auf. Meine Schwester hingegen hat irgendwann das Interesse an Neuem verloren und dort wieder angeknüpft, wo sie ihre größten Erfolge hatte – mit deutschsprachigen Songs.“

Was die englisch singende Dame in Rot – zu derben Schuhwerk trägt sie rotsamtene Hot Pants mit dazupassendem Wams – will, ist auf PLANET OZ unschwer zu hören: Pop der alten Schule, sicher auch Hit-Material, das aber „auch das Individuelle widerspiegelt. Die Persönlichkeit und zudem das Schräge, das jeder in sich hat. “

Ihre Lektion im Fach „Pop-Geschichte“ hat sie denn auch ordentlich gelernt. Beatles. Beach Boys und auch 10 CC schimmern durch bei Ingas harmonischem Zuckerbackerwerk, den schmeichelnden Chören und betörenden Akkorden.

„Es ging mir darum, unterschiedliche Momente Zusammenzubringen: meinen weichen, unaufgeregten Gesang, harte Dance-Beats, Melodien und Maschinen.“ Bei Melodie & Rhythmus halfen neben Lebenspartner Thomas Fehlmanri auch prominente Kollegen, die Inga in diversen Studios über den Weg liefen: Trevor Horn, Pet Shop Boys und Robert Fripp. Gute Start-Bedingungen für ihren Raum-Trip mit der selbstbewußten Ambition „weiterzumachen, egal ob Erfolg oder nicht. Denn es gibt da eine lange offene Rechnung …“