Instrumentenkunde : Fender Telecaster
Die Technik: Manche Dinge sind so gut, dass man sie kaum verbessern kann. Weil sie einfach sind, funktionell und solide. Die Fender Telecaster ist so ein Ding, reduziert aufs Wesentliche und von beinahe beängstigender Zeitlosigkeit. Es gibt modernere E-Gitarren, vielseitigere, luxuriöser ausgestattete und womöglich sogar schönere. Doch die Telecaster, die erste in Großserie produzierte E-Gitarre der Welt, ist das Original, von dem alle anderen abstammen: ein eher grobmotorisch gefrästes Stück Eschenholz mit zwei einfachen Tonabnehmern,einem Ahornhals und überschaubarer Regeltechnik. Ein Kippschalter für die Tonabnehmer, ein Lautstärkeregler und eine Klangblende genügen völlig. Es sei denn, es handelt sich um die identisch geformte Fender Esquire. Die hat nur einen Tonabnehmer. Über die Jahre wuchs die Telecaster-Familie beständig, doch weder die Telecaster Custom mit ihrem leistungsstärkeren Tonabnehmer noch die Telecaster Thinline mit ausgehöhltem Korpus und F-Loch konnten dem Urmodell je den Rang ablaufen.
Die Geschichte: Leo Fender eröffnete 1939 einen Elektroladen im kalifornischen Fullerton. Dort reparierte er auch Gitarrenverstärker und plauderte mit Musikern, unter ihnen ein Hawaiigitarrenspieler namens Doc Kauffman. Nach Kriegsende bauten die beiden gemeinsam ein paar Hawaiigitarren und Verstärker, doch schon 1946 gründete Fender seine eigene Firma: Fender Electric Instruments. Sein erstes Modell, die Broadcaster von 1950, unterschied sich von den Konkurrenzprodukten durch ihren massiven Korpus-der Fender Hohn und Spott eintrug: „Schneeschaufel“ und „Kanupaddel“ waren die freundlicheren Kommentare. Wer das Ding spielte, war allerdings begeistert, denn anders als die Hohlkorpusgitarren der Mitbewerber war die Broadcaster weitgehend resistent gegen Rückkopplungen. Gar nicht begeistert war hingegen die Firma Gretsch, die ein Schlagzeug namens Broadkaster anbot und Fender dazu zwang, seine Erfindung umzutaufen. Fender, der in seinem Elektroladen auch Fernseher verkaufte-damals absolute Hochtechnologie und schwer im Kommen-erdachte 1951 den Namen Telecaster. Seitdem ist die „Schneeschaufel“ ununterbrochen in Produktion, und zwar nicht nur bei Fender und seinen Tochtergesellschaften, sondern auch bei zahllosen Kopierwerkstätten in Fernost und anderswo. Frühe Telecaster -von den raren Broadcaster-Modellen ganz zu schweigen -werden zu astronomischen Preisen gehandelt. Leo Fender, der sich zeit seines Lebens geweigert hat, das Gitarrenspielen zu erlernen, starb 1991 im Alter von 81 Jahren.
Die Anwender: Von Country bis Indie, von Jazz bis Hardrock – trotz ihres schlichten Konzepts ist die Telecaster erstaunlich anpassungsfähig. Mit einer User-Liste könnte man wahrscheinlich ein Dutzend Seiten füllen, weshalb Selbstbeschränkung not tut: Syd Barren, Joe Strummer, George Harrison, Luther Perkins (Johnny Cash), Roy Buchanan, Rick Parfitt und Francis Rossi (Status Quo), Keith Richards, Jeff Beck, Albert Collins, Avril Lavigne, Bruce Springsteen, James Burton, Johnny Suckland (Coldplay), Russel Lissack (Bloc Party), Effjot Krüger (Ideal), Frank Black und ganz viele andere mehr.
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