Interview mit Rdio-Manager Carter Adamson: „Streamen statt kaufen“


Rdio heißt eine neue "Music on Demand"-Plattform, deren Playlist wir auf unserer Homepage präsentieren. Wir sprachen mit Rdio-Manager Carter Adamson.

Rdio heißt eine neue „Music on Demand“-Plattform. Für ein Bezahl-Abo kann man zirka 12 Millionen Songs auf allen gängigen Endgeräten hören. Wir präsentieren eine Playlist auf unserer Homepage – und sprachen mit Rdio-Manager Carter Adamson.

Musikexpress: Eine These: Echte Musikfans kaufen sich Musik, Gewohnheitshörer setzen eher auf Streams, leihen sich Musik also nur. Stimmt das?
Carter Adamson: Das sehe ich nicht so. Die Leute werden zwar immer Musik kaufen, sie wollen sie besitzen. Vinyl-Kollektionen einrichten, auch DJs brauchen ja Platten. Menschen genießen den Klang des Vinyls. Anders sieht es aus bei digitaler Musik. Meiner Ansicht nach ergibt es keinen Sinn, verschiedene externe Festplatten mit sich herumzutragen. Das Einzige, was mir logisch erscheint, ist, zu jeder Zeit das hören zu können, was man will. Deshalb setzen wir auf Streams. Und diese zwei Faktoren existieren erst seit wenigen Jahren: Die Streaming-Technologie, Wireless Networks, sowie deren rechtliche Absicherung.

Musikexpress: Abokunden zahlen 9,90 Euro pro Monat für die Streams der Songdatenbank. Aber selbst in Sachen Downloads beherrschen illegale Anbieter das Feld. Apple konnte mit iTunes nicht die Macht von Rapidshare und Co. brechen.
Adamson: Streaming ist ein anderes Feld. Die Streaming-Software Spotify bracht die Musikpiraterie in Schweden nahezu zum Erliegen. Internet-Radio funktioniert also. Der Niedergang der Piraterie dort hängt auch damit zusammen, dass die Musikübertragungen mittlerweile nahezu störungsfrei ablaufen, vor allem auf mobilen Endgeräten. Niemand kauft einen Song bei iTunes, nur um ihn lediglich auf seinem Rechner zu hören. Man kauft Musik für das iPhone oder iPad. 

Musikexpress: Worin sehen Sie Schnittmengen zu Musik-Verkäufern wie Apple?
Adamson: Im Vergleich zu Apple sind wir natürlich sehr klein. Allerdings: Wieso sollte Apple seine „Goldene Gans“ schlachten, und nicht mehr auf Verkäufe setzen? Wir wollen auf auch Apps setzen, sind an Shazam dran wie an der Hypemachine. Das sähe dann so aus: Unter der Review stünde ein Rdio-Embed-Player.

Musikexpress: Viele Hörer definieren sich über Musik. Geht da nicht ein Teil der Persönlichkeit verloren, wenn nach Ablauf des Abos auch das musikalische Profil verschwindet?
Adamson: Man kann unsere Musik nicht exportieren. Aber das Profil bleibt bestehen, es wir nicht gelöscht. Sie können es jederzeit wieder aufnehmen.

Musikexpress: Wie viele Abonnenten wollen Sie in Deutschland erreichen?
Adamson: Millionen. Was der Welt jedenfalls noch fehlt, ist ein Streaming-Anbieter, der weltweit alle regionalen Bedürfnisse abdeckt. Was hören die Leute in Tokyo, Toronto … allein schon der brasilianische Markt mit seinem reichen Musik-Fundus ist aufregend. Dazu nutzen wir auch die „Follow“-Funktion, wie sie sich in Netzwerken etabliert hat. Bei uns kann man Playlisten teilen oder einfach followen, etwa die von Musikerin oder Brancheninsidern.