In Berlin herrscht gerade Modefieber im Rahmen der Fashion Week. Jan Joswig kennt sich sich aus mit Mode und Stil. Diesmal kontrolliert er den Look von Pulp-Sänger Jarvis Cocker.
Die Uniform des modernen Hipsters, Jarvis Cocker hat sie fast im Alleingang definiert: zu große Brille und zu kurze Ärmel. Er hat dem typischen englischen Spleen, dem linkisch Verschrobenen, wieder eine Pop-Aura verpasst. Der irre Professor, die Bücher lesende Frontsau, der maßgeschneiderte Hofnarr – genau die Rollen zwischen Nerd und Dandy, die heute jeder aufgeklärte Bohèmien einnehmen möchte. Kevin Ayers beherrschte den Charakter in den 60ern ziemlich vorbildlich, Yvan Rodic vom Streetstyleblog Facehunter hat seine Stil-Fackel bei Cocker angesteckt, Hot Chip haben seinen Look auf ihre pittoreske Winzigkeit runtergerechnet. Wenn Jarvis Cocker eine typische Rockergeste mimt, so wie hier der gereckte Arm, hat es bei ihm nichts vom Barbarenhäuptling, der zur Schlacht wider die Disziplinargesellschaft aufruft, sondern von einem Maler, der seinen nächsten Pinselstreich vorbereitet, oder von einem Privatgelehrten, der mit dem Laserpointer hantiert – und der sich seit den 70ern keine Gedanken mehr darüber macht, wie breit eigentlich seine Krawatte ist. So funktioniert vielleicht nicht Mode – aber Stil.
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