John Lennons 80. Geburtstag: Seine 11 besten Beatles-Songs
Eine Liste von John Lennons besten Beatles-Songs zu erstellen, ist nicht leicht. Wir haben es trotzdem gemacht. Weil er am 9. Oktober 2020 seinen 80. Geburtstag gefeiert hätte.
Zunächst sei einmal gesagt, dass eine Auflistung von John Lennons besten Beatles-Songs in etwa so einfach ist, wie ein generelles Ranking der besten Songs aller Zeiten zu erstellen: Es ist quasi unmöglich. Dennoch soll anlässlich des 80. Geburtstages Lennons beziehungsweise dem Tag, der dies gewesen wäre, der Versuch einer Liste gestartet werden, in der sich vielleicht nicht alle, aber die dennoch prägendsten und wichtigsten Songs eines grandiosen Songwriters und Komponisten wiederfinden lassen.
11. Help! (Help!)
Als die Beatles im Jahr 1965 mit den Dreharbeiten ihres zweiten Films „Help!“ beschäftigt waren, galt es noch, einen Titelsong zu schreiben. Lennon, der nach eigenen Aussagen zeitgleich seine „fette Elvis-Phase“ durchlebte, komponierte den gleichnamigen Song wie auf Bestellung – und realisierte erst später, dass es sich dabei wirklich um einen Hilfeschrei gehandelt hatte. „Die ganze Sache mit den Beatles war einfach unbegreiflich“, erzählte Lennon im Jahr 1980 im „Playboy“-Interview mit David Sheff von der Zeit, in der die britische Gruppe rasant zu Weltruhm aufstieg. „Die meisten Menschen denken, es sei nur ein schneller Rock’n’Roll-Song. Damals war mir das nicht klar (…); aber später wusste ich, dass ich wirklich um Hilfe schrie.“
Die Ehrlichkeit ist es auch, die „Help!“ zu einem von Lennons persönlich liebsten Beatles-Songs machte. „Ich denke, es ist einer der besten, die wir geschrieben haben“, sagte er bereits im Jahr 1965. Der Autor Ian MacDonald bezeichnet den Song zudem als den ersten Riss in der schützenden Hülle, die Lennon während der Beatles-Anfangszeit um seine Emotionen herum gebaut hatte. Somit ist „Help!“ nicht nur ein echtes Bekenntnis – es ist auch ein Meilenstein in John Lennons Songwriting.
10. All You Need Is Love (Magical Mystery Tour)
Weniger der Song selbst als seine Entstehungsgeschichte macht „All You Need Is Love“ zu einem der wichtigsten Titel in der Diskographie der Beatles. Am 18. Mai 1967 bekamen John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr den Auftrag, einen Song für die Fernsehshow „Our World“ zu komponieren – der ersten weltweit ausgestrahlten Live-Produktion, die insgesamt ein Publikum von mehr als 400 Millionen Zuschauer*innen erreichte. Die Fernseh-Aufnahme von „All You Need Is Love“ glänzt als perfekte Momentaufnahme des Summer of Love im Jahr 1967; die Bärte sind lang, die Flower-Power-Ästhetik dominiert und die Botschaft ist Liebe.
„Liebe ist nicht nur etwas, das man auf Plakate, auf die Rückseite des Autos, auf die Rückseite der Jacke oder auf ein Abzeichen klebt“, sagte John Lennon im Jahr 1971 im Gespräch mit dem „Rolling Stone“. „Ich spreche von echter Liebe, daran glaube ich immer noch. Liebe ist die Wertschätzung anderer Menschen (…). Liebe bedeutet, jemandem zu erlauben, er selbst zu sein, und das ist es, was wir brauchen.“ „All You Need Is Love“ ist ein hymnischer Aufruf zu Frieden, Liebe und Verständnis – ein Thema, das Lennons spätere Solomusik prägen sollte.
9. Tomorrow Never Knows (Revolver)
John Lennons „erster psychedelischer Song“, wie er selbst häufig in Interviews deklariert hat. Vorlage für das Lied war das „Tibetische Totenbuch“, das in Timothy Leary und Richard Alperts Werk „Die Psychedelische Erfahrung“ zitiert wurde – eine Art Anleitung für den kontrollierten Konsum von LSD und anderen bewusstseinserweiternden Substanzen. John Lennon, der zu dieser Zeit selbst LSD konsumierte, verfasste den Text zu „Tomorrow Never Knows“ im Rausch – wie Paul McCartney im Jahr 1984 resümierte: „Das war ein LSD-Song. Wahrscheinlich der Einzige. Die Leute dachten immer, ‚Lucy in the Sky with Diamonds‘ wäre es, aber in Wirklichkeit war es nicht so.“
Neben der Entstehungsgeschichte weist „Tomorrow Never Knows“ auch eine der bis dato innovativsten Produktionen der Beatles auf: Die Loops, indische Instrumente, Verzerrung, der doppelspurige Gesang und das Rückwärtsabspielen von Instrumentalpassagen machen den Titel zu einer Pioniersarbeit hinsichtlich Psychedelik – ein Verfahren, das das Folgealbum „Sgt. Peppers Lonely Heartsclub Band“ dominierte.
8. You’ve Got To Hide Your Love Away (Help!)
Es gibt zahlreiche Anekdoten, die Bob Dylans Einfluss auf die Beatles betonen; so sei er der Erste gewesen, der die Gruppe an Marijuana herangeführt habe. Doch auch musikalisch hat der legendäre Folk-Sänger John Lennon geprägt. Auch „You’ve Got To Hide Your Love Away“, so Lennon, sei in seiner „Bob-Dylan-Phase“ entstanden. „Ich bin wie ein Chamäleon, beeinflusst von dem, was vor sich geht“, erzählte Lennon über den Song. „Wenn Elvis es kann, kann ich es auch. Wenn die Everly Brothers es können, können ich und Paul es auch. Dasselbe gilt für Dylan.“
Inhaltlich ranken sich mehrere Mythen um den Song. Während viele Quellen erklären, das Lied handle von Lennons Bemühungen, seine Ehe mit Cynthia Lennon vor den Teenie-Fans aus Image-Gründen zu verheimlichen, gibt es noch das Gerücht, der Titel beziehe sich auf eine kurze homosexuelle Beziehung zu Brian Epstein; dem langjährigen Manager der Beatles. Dies wurde von Lennon allerdings stets bestritten.
7. Girl (Rubber Soul)
Das Album „Rubber Soul“ gilt bis heute als der Übergang der Beatles von primär kommerziellen Pop-Produktionen zu komplexeren und innovativeren Kompositionen. „Girl“ ist eine davon. Der Autor Ian MacDonald beschreibt den Titel als „Lennons Antwort auf McCartneys ‚Michelle’“ – beide seien von klassischer griechischer Musik inspiriert und mit einem ähnlich melancholischen Unterton geschrieben worden. Hinsichtlich des Liedtextes sagte Lennon, das besungene Mädchen in „Girl“ sei ein Archetyp der perfekten Frau, die er sein Leben lang gesucht und schließlich in Yoko Ono gefunden hätte. „’Girl‘ ist echt. Es gibt das Mädchen nicht wirklich, sie war ein Traum, aber die Worte sind in Ordnung. Aber es war nicht nur ein Lied, es ging um dieses Mädchen – das sich am Ende als Yoko herausstellte – das Mädchen, nach dem viele von uns gesucht hatten.“