Die Sphärenstimme von Yes wurde vom Blind Date aus süßen Nachmittagsträumen gerissen und suchte mit Pfefferminztee und Vollkorntoast auf den Boden der gegenwärtigen Popkultur zurückzufinden. Seine perfekt geschulten Produzenten-Ohren hörten aus dem angebotenen Liedgut eines eindeutig heraus: Alterskollegen und Frauen sind ihm mit Abstand die liebsten.
Janet Jackson: „Miss You Much“
„Da müßte man eigentlich sofort aufspringen und tanzen. Du kannst nicht da sitzen und dir sowas anhören. Du mußt dich dazu bewegen, am besten mit aufregenden Frauen. Ich bin mir nicht sicher, wer das sein könnte, ich schwanke zwischen drei Namen: das Mädchen mit den großen Titten aus Italien oder das Mädchen mit den großen Titten aus England oder vielleicht Janet Jackson. Janet Jackson ist verdammt gut, und sie sieht gut aus, das ist schon mal die halbe Miete. Aber ich habe sie schon interessantere Dinge singen hören als diesen Song. Vielleicht brauchte sie einen besseren Produzenten.“
Paul Carrack: „I Live By The Groove“
„Das ist großartig, wirklich funky. Wer ist das? Paul Carrack, er ist Engländer, nicht? Er sollte eigentlich in Detroit leben, da würde er besser hinpassen. Guter weißer Funk. Allerdings klingt diese An von Musik immer verdammt nach späten Sixties.“
Sly & Robbie: „Dance Hall“
„Oh, mein Gott! Ich hoffe nur. daß sie ein paar Hundert-Dollarscheine dafür an James Brown schicken. Das soll Tanzmusik sein? Ich habe gestern in diesem Hotel eine halbe Stunde in meinem japanischen Kimono zu arabischer Musik getanzt. Sowas nenne ich Tanzen. Robbie Shakespeare? Der einzige Shakespeare, den ich kenne, ist William.“
Eric Clapton: „No Alibis“
„Stevie Winwood! Nein? Egal, ich mag das: einfacher, gerader Rock. Keine Ahnung, wer das sein könnte. Eric Clapton? Weißt du, ich habe 1966 in München Jimi Hendrik live gesehen, da kann dir ein Eric Clapton nicht mehr soviel bedeuten. Hendrix war einfach der größte und wichtigste Gitarrist. Ich hab ihn gesehen auf dem Höhepunkt seiner Karriere und ich hatte sogar Gelegenheit, mit ihm zu sprechen; das hat damals mein Leben verändert. Eric Clapton ist brillant, aber wenn du Hendrix mal gesehen hast, gibt es niemand anderen mehr.“
Aretha & Whitney: „It Isn’t, It Wasn’t, It Ain’t Never Gonna Be“
„Aretha Franklin ist einfach die Beste für diese Art dreckiger Soul-Musik. Und genau das in so einer dummen Produktion kopieren zu wollen ist grauenhaft! Was?? Das ist Aretha Franklin?? Um Gottes Willen, sorry Aretha! Das habe ich ja wohl völlig verbockt. Wann druckt ihr das. damit ich mich darauf vorbereiten kann, arbeitslos zu werden. Trotzdem, der Song ist völlig üherproduziert. Aretha hat eine so mächtige Stimme und Whitney auch, da muß man nicht soviel an Sound herumbasteln. Die Idee, beide zusammen singen lassen, ist großartig, aber man hört sie ja kaum.“
Pretty Things: „Eve Of Destruction“
„Das kenn‘ ich natürlich. Ist wohl eine neue Fassung. Ich finde den Song gut. das ist so ein Lied zum Mitgröhlen – laß uns ein paar Bier zusammen trinken und gemeinsam singen ‚Morgen geht die Welt unter.‘ Wenn man so einen Song nach 20 Jahren wieder rausbringt, hat das natürlich nur mit Geldmacherei zu tun. Da hat sich irgendein Produzent gedacht: Den Song hat lange niemand mehr gehört, da kann man vielleicht was verdienen mit. Was. das sind wirklich wieder die originalen Pretty Things? Die fand ich immer gut, die waren richtig wilde Jungs früher.“
Michelle Shocked: „God Is A Real State Developer“
„Nein, ich liebe Ricky Lee Jones – und jeder der sich auf ähnliches Gebiet begibt, muß verdammt gut sein. Und sie ist nicht gut genug. Der Song ist mir auch zu aufgedonnert, man hätte da gar nicht soviel Arrangement hineinpacken müssen. Der Text ist ganz gut. aber sonst… Michelle Shocked? Die wäre besser am Lagerfeuer geblieben, das wäre die Plattenfirma billiger gekommen als diese aufgeblasene Produktion.“
Neil Young: „Rockin‘ In The Free World“
„Ich liehe ihn. Ich habe ihn vor zwei Jahren live gesehen, er ist unglaublich. Du mußt ihn live sehen, er ist der Beste auf der Welt. Er macht so großartige Shows, er ist unschlagbar auf der Bühne. Er, und vielleicht noch Bruce Springsteen und Prince.“
