Josh Ottum – Wer zu viele gute Indiepop-Stücke hortet, hat die Qual der Wahl


Josh Ottum ist ein stiller, freundlicher Mann. Wenn er allein mit seiner Gitarre und seinem Laptop auf der Bühne steht und ab und zu einen kleinen Ausfallschritt macht oder ein paar vorsichtige Drehungen wagt, wirkt der hochgewachsene Künstler auf eine sympathische Art und Weise schlaksig und irgendwie verloren. Manchmal hat er einen Schlagzeuger dabei, aber eigentlich ist er Einzelgänger. „Das ist unkomplizierter.“ Seine Stimme erinnert an den Iren David Kitt, und wenn er zum ersten Mal am Abend aufs Pedaltritt und ein verzerrtes Solo zum Besten gibt, ist die Überraschung perfekt. Er mag Grandaddy, auch wenn das, wie er beteuert, nichts mit seinem Vollbart zu tun habe. Er mag Folk, aber er „will keine reinen Folksongs schreiben. Ebenso verhält es sich mit Country und Funk und allen anderen Genres‘ , erklärter. Die Stücke auf seinem Debüt like the SEASON sind Hybride. Mal überrascht ein exaltierter Synthesizer, dann schiebt sich wieder die akustische Gitarre in den Vordergrund. Seine Klangmosaike sind so präzise, die Albumchoreographie so stimmig, dass es nicht wundert, dass Ottum, darauf angesprochen, sagt: „Ich habe Ewigkeiten für die Zusammenstellung gebraucht.

Ich nehme quasi permanent Songs auf und hatte so viel Auswahl, dass ich mich kaum entscheiden konnte. „Am Ende waren es zwölf Stücke, die er auswählte und die ihn auf einen lustigen Zufall stießen …Ich heiße ,Ottum‘, das klingt wie ,autumn‘, die Jahreszeit!“, meint er und lächelt. „Und zwölf Monate hat das Jahr. Außerdem gibt es in meinem Familienstammbaum zwölf Kinder. Und das Coverartwork ist ein Bild meines kürzlich verstorbenen Großvaters, das ich digitalisiert habe. In ihm gibt es zwölf Sterne und Planeten. Ist das nicht ein lustiger Zufall?“ Bleibt zu hoffen, dass er für das nächste Album, an dem er schon arbeitet, nicht zwölf Jahre braucht. „Keine Sorge. Diesmal verzettle ich mich nicht. Das ist der einzige Vorsatz, den ich gefasst habe.