Kaffee-Kapseln auf Staatskasse – diese Städte belasten die Umwelt mit öffentlichen Geldern
Nachdem Hamburg Aluminium-Kaffee-Kapseln aus dem Verwaltungsapparat verbannt hat, wollten wir es genau wissen – steht die Hansestadt mit dieser Initiative alleine da?
Die Stadt Hamburg hat vergangenen Monat einen wichtigen Schritt hin zu einem umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Stadtwesen getan: Zukünftig ist es Angestellten und Beamten der Hansestadt verboten, Aluminium-Kaffee-Kapseln von Nespresso und Co. auf Staatskasse zu kaufen. Damit hat Hamburg mit der Hauptstadt Berlin gleichgezogen – hier sind die Kapseln bereits seit Jahren aus den Behörden verbannt. Wann ziehen weitere deutsche Großstädte endlich nach?
4000 Tonnen Alu- und Plastikmüll werden jährlich in Deutschland erzeugt
Im Blick sind im Speziellen Kapseln, die aus Aluminium gefertigt sind. Ein Material, das in der Herstellung viel Energie kostet, und so eine weitaus schlechtere Energiebilanz ausweist als Kapseln, die aus Zellstoff bestehen.
Angesichts von 4000 Tonnen Alu- und Plastikmüll, den die Deutschen Jahr für Jahr erzeugen, erscheint das eine sinnvolle Maßnahme für einen Behördenapparat wie den Hamburgs mit über 75.000 Beschäftigten. „Mit ihrer Einkaufsmacht von mehreren hundert Millionen Euro pro Jahr kann die Stadt mit dafür sorgen, dass umweltschädliche Produkte sich seltener verkaufen“, erläutert der Grüne Hamburger Umweltsenator Jens Kerstan.
Aber ist Hamburg etwa die einzige deutsche Stadt, die versucht gegen die umweltschädlichen Kapseln vorzugehen? ME.Urban hat bei den Städten Berlin, München, Stuttgart und Köln nachgefragt und herausgefunden, dass zumindest die Hauptstadt das Problem Alu-Kapsel bereits erkannt hat: In Berlin sind Aluminium-Kapseln bereits seit 2012 aus den Kaffeeküchen des Behördenapparates verschwunden.
„Der Einsatz solcher Portionsverpackungen im Land Berlin ist nicht zulässig“
„Der Einsatz solcher Portionsverpackungen bei der öffentlichen Beschaffung im Land Berlin ist nicht zulässig“, bestätigt der Berliner Pressesprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Martin Pallgen gegenüber ME.Urban. Bereits 2012 sei das so in der Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt festgehalten worden.
Von den anderen Städten gab es keine so positiven Antworten: Auf Anfrage verneinten sowohl Köln, Stuttgart als auch München Alu-Kapsel-freie Behörden. Hamburg und Berlin scheinen unter den deutschen Großstädten mit ihrer Initiative alleine darzustehen.
„Ein Verbot von Aluminium-Kaffee-Kapseln gibt es nicht“, so das Statement des Münchener Pressesprechers Alois Maderspacher. Die Stadt Stuttgart schlägt in die gleiche Kerbe: Gerd Wolf vom Stuttgarter Amt für Umweltschutz zweifelt an der Möglichkeit, eine solche Bestimmung durchzusetzen – das Problem seien die vielen privaten Kaffeemaschinen, die von den Mitarbeitern selbst mitgebracht werden: „Vor dem Hintergrund, dass der Betrieb privater Kaffeemaschinen in der Verwaltung der Landeshauptstadt Stuttgart nicht genehmigungspflichtig ist, gibt es hier keine diesbezüglichen Überlegungen.“
Gleiches Bild bei der Stadt Köln: Die Stadt plant bisher keine Maßnahmen gegen die Alu-Kaspeln – der Amtsleiter des Umwelt- und Verbraucherschutzamtes Rainer Liebmann räumt aber ein: „Die Kapseln sind zweifelsfrei von der Herstellung bis zur Entsorgung, selbst unter Berücksichtigung eines optimierten Recyclingweges, als nicht umweltfreundlich zu betrachten.“
Kapseln sind nicht nur schlecht für die Umwelt – sie sind auch teuer
„Eine aktuelle Studie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt dokumentiert, dass durch eine derartige umweltverträgliche Beschaffung große Umweltentlastungen sowie relevante Kosteneinsparungen erzielt werden können“, bestätigt auch der Berliner Pressesprecher und weist damit auf einen weiteren wichtigen Punkt hin, der die Kaffee-Kapseln – ob aus Alu oder Zellstoff – aus den Verwaltungsapparaten der Städte verbannen sollte:
Denn neben ihrer schlechten Umweltverträglichkeit sind die kleinen Kapseln auch noch etwas anderes: teuer. Eine Tasse rangiert je nach Hersteller zwischen 19 und 39 Cent und kostet damit ein Vielfaches von herkömmlichem Filterkaffee. Noch ein Grund mehr, warum man sich an Hamburg und Berlin ein Beispiel nehmen sollte.