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Was haben Def Leppard und Nicki gemein? Was eint Prince und die Wildecker Herzbuben? Sie beschäftigen Sessionmusiker. Ob Michael Jackson „on Tour“ die Massen beglückt oder Heino germanisches Liedgut im Studio schmettert, Sessionmusiker sind mit von der Partie. Doch auch undankbare Jobs wie Werbe-Jingles oder der Soundtrack zur“.Praxis Bülowbogen“ verlangen nach musikalischer Umsetzung. Die Star-Instrumentalisten unter den käuflichen Muckern lehnen derartigen Broterwerb natürTROMMELN: Der Mann für alle Felle bietet käufliche Hiebe per excellence. Simon Phillips ist der Liebling der trommelnden Zunft. Kollegen wie Auftraggeber bewundern seine unglaubliche Vielseitigkeit. Simon sieht das alles ganz gelassen: „Ich denke, es ist egal, wie du spielst. Hauptsache es klingt gut.“ Das tut es wohl, sonst hätten sich Künstler vom Schlage eines Pete Townshend oder Mike Oldfield vielleicht auch bei der Stöcke schwingenden Konkurrenz umgesehen, die zudem oftmals billiger zu haben ist. Qualität hat ihren Preis: Herr Phillips kassiert bis zu 50000 DM pro Album. Der lockere Schlag wurde ihm offenbar in die Wiege gelegt, denn von zeitraubendem Üben hält der Champion herzlich wenig:
„So was tun nur Wahnsinnige. Ich habe noch nie mehr als zwei Stunden an einem Stück geübt.“ Kollege Steve Gadd, der meistbeschäftigste Session-Drummer der Welt, sieht das anders. Schließlich ist der gefragte Trommler auch ein erfolgreicher lich dankend ab, von der zweiten Garnitur an abwärts sollte man jedoch als Auftragsmusiker nicht mehr allzu wählerisch sein. Zum künstlerischen Frust gesellt sich dann häufig auch noch mäßige Bezahlung: Während die Prominenz wie ein Klasse-Rennpferd gehandelt wird, lebt die Masse eher schlecht als recht: Das Spiel ist einfach und nennt sich „Leistungsprinzip“. Mit vollem Bankkonto und Terminkalender musizieren nur ausgewählte Könner. ME/Sounds zeigt, wer die Regeln der käuflichen Kunst am besten beherrscht:
Schlagzeuglehrer. Und auch der dritte im Bunde, der kräftig auf die finanzielle Pauke haut, hat eine Nebenbeschäftigung: Toto-Drummer Jeff Porcaro ist nicht nur in der eigenen Band, sondern mittlerweile bei über 200 Fremdproduktionen für den richtigen Takt verantwortlich.
GITARRE: Bei Toto geht die halbe Band fremd. Steve Lukather gehört mittlerweile zur allerersten Garnitur amerikanischer Studiomusiker. Der kalifornische Großverdiener kassiert für ein Gitarrensolo 3000 DM, für eine LP-Produktion bis zu 50000 DM. Geld, das nach Meinung seiner Klientel gut angelegt ist: Chicago, Eric Clapton, Joe Cocker, Cher, Diana Ross und selbst Udo Jürgens schätzen seine Wertarbeit. Steve hingegen bevorzugt Metal, Hardrock und Funk. Seine große Liebe heißt Megadeth. Weitere Wunschpartner: Sting, Phil Collins, Steve Winwood und der Weltmusiker Peter Gabriel.
Ein Solo von Steve kann wahre Wunder bewirken, womit Sängerin Pe Werner bereits einschlägige Erfahrungen hat: „Auf meinem Song ,Weibsbilder‘ spielte er Gitarre. Niemand beim Rundfunk hafte die erste Single einer unbekannten Sängerin in die Hand genommen. Doch so dachten sie: Was, Steve Lukather? Mal hinhören.“
Minhören lohnt sich auch bei Jen Beck — der Oldie unter den Studio-Freaks unterscheidet sich grundlegend von anderen Berufsmuckern: Jeff greift nur für Freunde in die Saiten und verlangt angeblich kein Geld für seine Dienste. Tina Turner, Rod Stewart und Mick Jagger durften ein Lied dazu singen.
GEBLASE: In Europa einzigartig ist dos Bläser-Kollektiv The Kick Horns.
Tim Sanders, Simon Clarke, Roddy Lorimer und Paul Spong zählen die Rolling Stones, Fish, Pete Townshend und Marius Müller-Westernhagen zu ihrer treuen Kundschaft. Bezahlt wird entweder pro Session oder Tag. Der Verdienst ist, wie Tim Sanders sagt, „Privatsache“: Jedenfalls haben wir ein ausgezeichnetes Preis-ZLeistungsverhältnis.“
Anekdote am Rande: Während der Aufnahmen zu „Sex Drive“ mit den Stones meldete CNN den Ausbruch des Golfkrieges. Sanders: ,kh hoffe stark, daß das unsere einzige Session bleibt, die von der US-Luftwaffe unterbrochen wurde. Mit wem wir niemals zusammenarbeiten würden? Ist doch klar — mit der US-Air Force!“
Auch ein Solo-Bläser wie Mel Collins hat Konjunktur: Als Kurti Coboin noch die Windeln näßte, spielte der Brite bereits bei einer Band namens Nirvana. Seitdem kann sich das Sax-As über mangelnde Beschäftigung kaum beklagen. Zu seinen Auftraggebern gehören Tears for Fears und Tina Turner ebenso wie Bill Wyman oder die Dire Straits. Zahlungsbedingung: Pro Session werden 500 Britische Pfund fällig. Die Woche Tournee macht 2500.
TASTEN: Mainstream-Soul ist die Spezialität des Haus-Keyboarders der Familie Jackson — in den späten Siebzigern musizierte er mit der spätpubertierenden Brüderschar. Seitdem ist Greg Phillinganes Michaels und Jermaines Tastenbeauftragter. Doch Greg, der augenblicklich mit Michael tourt, sorgte auch bei George Harrison, Wilson Phillips, Michael Bolton, Partie Lobelle und Whitney Houston für samtigen Wohlklang. Nur verständlich, daß der Mann nicht an mangelndem Sebstbewußtsein leidet: „Ich habe keine Lieblingsproduktion, mir gefällt alles, was ich bisher spielte.“ Vor allem in Anbetracht der für ihn üblichen Entlohnung, zu der er sich wohlweislich bedeckt hält: „Eine Menge Geld.“
Sein „Grammy‘-verwöhnter Kollege David Foster kann davon auch nicht genug kriegen — als Schwarzkopf und Co. den Golf stürmten, lieferte er den Kriegs-Soundtrack: „Voices That Core“ war in den USA ein Bombenhit.
BASS: Sein Handwerk lernte TM Stevens bei John McLaughlins „Mahavishnu Orchestra“. Seitdem ist der Herr der tiefen Töne ein gefragter Mann: Grandmaster Flash verließ sich auf Grandmaster Bass, Miles Davis, Billy Joel, James Brown und Joe Cocker vertrauten ebenfalls auf TM Stevens‘ Saitenkünste. Solch noble Kundschaft läßt den Preis steigen: Wenn sich Stevens seinen „Warwick“ umhängt, sind erstmal Zehntausende von Dollars gefragt. Doch Scheine allein machen nicht glücklich — ein Herzenswunsch plagt den armen TM immer noch: Als Freund deftiger Klänge würde er liebend gern mit AC/DC jammen, was ihm bisher jedoch verwehrt blieb.
Mit keinem Geringeren als John Lennon jommte dafür der Hamburger Studio-Bassist Klaus Voormann — ein Mann der ersten Stunde. Doch seine neuzeitliche Konkurrenz schläft nicht: Ken Taylor und Pino Palladino zupfen schon seit einiger Zeit auch in der Oberliga.