Knockout am Liebesstrand


Ist eine der populärsten Supergruppen der siebziger Jahre sang- und klanglos auseinandergebrochen? Im Falle Emerson, Lake & Palmer sieht es momentan ganz danach aus. Zwar setzen sich die Nachrichten über den Split aus wenigen Fakten, harten Dementis und vielen Gerüchten zusammen; doch wer die Mosaiksteine sorgsam zusammensetzt, kommt nicht umhin, schon mal den schwarzen Anzug für die Beerdigung zu bügeln.

Für die Presseabteilung der Plattenfirma Ariola, die in Deutschland die ELP-Platten vertreibt, war Anfang Februar die Welt noch in Ordnung. In ihrem regulären Pressedienst verbreitete sie folgende lieblich klingende Meldung: „Braungebrannt, ausgeruht und guten Mutes – so zeigen sich heuer die Rock-Zauberer Keith Emerson, Greg Lake und Carl Paimer. Ihre eigene relaxte Haltung hat dem neuen Album „Love Beach“ sein eigenes Gespräge gegeben. Es ist freundlich, optimistisch, strömt Lebensfreude aus.“ Längst mcht so optimistisch klang indes das, was etwa zur gleichen Zeit das US-Magazin „Billboard“ verbreitete: Dort wurde in einer knappen, unauffälligen Meldung berichtet, ELP. würden eine „Abschiedstournee“ vorbereiten. Und noch hoffnungsloser fielen die Gerüchte aus, die ebenfalls im Februar in der Rockbranche kursierten: Emerson, Lake & Palmer hätten sich bei den Aufnahmen zur LP „Love Beach“ in Nassau auf den Bahamas total entzweit; keiner habe mehr mit dem anderen zusammenarbeiten können, und Teile des Albums seien in drei separaten Durchgängen mit jeweils einem der Herren eingespielt worden.

Was ist dran an diesem Gemunkel? ELP-Manager Stuart Young hat die „Bülboard“-Meldung mittlerweile dementiert. Aber dieses Dementi kann man auch so lesen, daß Emerson, Lake & Palmer inzwischen so verfeindet sind, daß selbst eine letzte Tournee nicht mehr möglich ist. Und auf den Bahamas, in jenem Studio, in dem „Love Beach“ entstand, hüllte man sich – auf den Fall angesprochen – zwar zunächst in eisernes Schweigen, ließ dann aber doch durchblicken, daß sich ELP während der Aufnahmen „gestritten“ hätten.

Noch etwas steht fest: braungebrannt und hoffentlich guten Muts arbeiten alle drei an Soloalben. Keith Emerson hat Teile seiner Platte bereits im Kasten. Vielleicht wird’s ja ein freundliches, optimistisches Album…