Kraków Loves Adana


Nicht nur The XX betören mit minimalem Aufwand maximal.

Es beginnt in einer Großraumdisko. Eigentlich müsste der Text hier enden, denn: Welche gute Geschichte begann je in einer Großraumdisko? Im müffelnden Kunstnebel, umzingelt von erlebnishungrigen Kleinstädtern, passiert es vor dreieinhalb Jahren dennoch: Robert Heitmann trifft Deniz Cicek, sie sprechen, lassen Bandnamen fallen, erkennen einander und ziehen kurze Zeit später nach Freiburg. Dort gibt es Studienplätze für sie (Zahnmedizin) und ihn (Biologie) – und Indie-Diskos. Im neuen Zuhause nimmt Robert auf, was Deniz zur Gitarre singt: Lieder über kalte Hände und freie Herzen, Illusionen, Zigaretten und Plastikgitarren, die klingen wie Harfen. Vorgetragen mit distanzierter Stimme, musikalisch festgehalten wie eine Marionette an dünnen Fäden: Gitarre, Gesang, dazwischen viel luftiger Raum. Sie brauchen noch einen Namen und wählen den naheliegendsten: Roberts Mutter stammt aus Polen (zweitgrößte Stadt: Krakau), Deniz‘ aus der Türkei (fünfgrößte Stadt: Adana). Wäre „Zart-Core“ nicht schon vom Berliner Duo Komëit besetzt, man würde es so nennen. Auch an die berühmtesten Minimalisten von 2009 denkt man. Naturgemäß lieben Robert und Deniz The XX. Noch mehr aber Elliott Smith: „Wenn man traurig ist, muss man unbedingt ihn hören. Man wird dann zwar noch trauriger, aber es hilft“, sagt Robert.

„Es müsste immer Musik da sein, bei allem, was du machst“, sinniert Frank Giering, selig, in „Absolute Giganten“. The Notwist schrieben damals den Soundtrack. Heute müsste man Kraków Loves Adana fragen. Der DJ in der Großraumdisko hat auch so genügend Optionen.

Albumkritik S. 98

www.krakowlovesadana.com

2008 Erste gegenseitige Respektsbekundungen zwischen Band und Produzent Johann Scheerer (Karamel/ 1000 Robota).

7/2009 KLA nehmen in den Hamburger Cloud Hill Studios von Scheerer und Thies Mynther (Phantom/Ghost) auf.

7/2010 Das Debut BEAUTY erscheint beim Berliner Label Snowhite.