Kunst nach Stundenplan
Die Reihe der aufwendig produzierten US-Streifen mit Musical-Charakter reißt nicht ab. Nach der selbstgefälligen, ins Grotesk-Geschmacklose ausufernden Bob Fosse-Produktion „All That Jazz“ ist „Fame“ ein äußerst unterhaltsamer Film. Übrigens sagt der durchaus mehr über den harten Weg zum Ruhm aus als Fosse es mit seinem Werk beansprucht. Da es heutzutage keinen Film mehr zu geben scheint, bei dem nach eineinhalb Stunden der Vorhang zu geht, dauert übrigens auch „Fame“ fast zweieinhalb Stunden und endet natürlich auch nicht, ohne ein wenig im unvermeidlichen Pathos zu schwelgen. Aber hier bleibt es ganz erträglich.
„Fame“ verfolgt acht Schüler der Hochschule für darstellende Kunst in Manhatten vom ersten Tag der Aufnahmeprüfung bis zum Examen. Regisseur Alan Parker („Bugsy Malone“, „Midnight Express“) suchte sich damit ein äußerst publikumswirksames Milieu aus – auch wenn’s auf dieser Schule nicht gar so bunt hergeht wie die wohldosiert eingebauten Tanzszenen suggerieren mögen. Es sind die unterschiedlichsten Charaktere, die hier in den Kursen zusammen prallen, Freundschaften schließen, sich entwickeln. Vom Montgomery, dem hypersensiblen (natürlich) homosexuellen Sohn einer Schauspielerin, dem introvertierten Bruno, musikbesessener Sohn eines Taxifahrers, dem hochbegabten Tänzer Leroy, einem schwarzen Slumkind, das kaum lesen kann, über den vom großen Vorbild besessenen Puertoricaner Ralph und die schüchterne Doris, Tochter einer ehrgeizigen jüdischen Mutter, hin zur dunkelhäutigen karrierebesessenen Coco – gespielt von Irena Cara, die mit dem Titelsong „Fame“ nebenbei noch einen beträchtlichen Hit landen konnte. Sie alle erleben zum Finale hin wichtige Impulse, die für ihre weitere Entwicklung entscheidend sind. Für einige ist es ein persönliches Waterloo, für andere nur eine neue Selbsterkenntnis.
Das Erfreuliche an diesem Film ist, daß Parker seine Charaktere weitgehend natürlich und auf diese Weise ohne Overkill arbeiten läßt. Trotzdem sind sie klar gezeichnet und glaubwürdig. Eine angenehme Überraschung.