Kurz & Live


Sonnenrot Festival >> ¿-¿

München Jede Milchkanne hat mittlerweile ein mehrtägiges Festival, nur das Münchener Umland präsentierte sich bislang – vom verdienten Puch Open Air mal abgesehen – verdächtig sommerrockfrei. Jetzt ist die Sonne aufgegangen: In Geretsried nahe Wolfratshausen, fast vor der Haustür von Edmund Stoiber, hatte das Sonnenrot Jungfernflug. Ein paar technische Probleme gab’s zwar noch und die örtlichen Behörden nahmen auch schon ihre Antikörper-Funktion wahr und sprachen – offenbar in Ermangelung anderer Gängelungsmögtichkeiten – sinnfreie Grillverbote aus (bloß kein offenes Feuer auf der platten Matschwiese!], aber idyllisch und entspannt war’s. Und was es da alles zu sehen gab. Die Fetten Brote, now officially die Die Ärzte des HipHop. Die Sterne. Wir Sind Helden. Tomte. frisch von der ME-Session (s. links unten). Die neuerdings unerwartet hardeorigen Deichkind mit einem formidablen liegenden (!) DJ. Die guten Miles. Und vor allem: Blumfeld. Und vor allem: „Verstärker“. Blumfeld haben eine unglaubliche neue Version ihres letat et Moi-Hits, die sie schon seit letztem Jahr spielen und die jetzt endlich auf einer Liveplatte rauskommen muss, sonst bootlegge ich sie mir eigenhändig. Und zwar geht die so, dass die Akkord-Kaskaden, die auf Platte die Gitarre spielt, nur noch vom Piano angedeutet werden, während die Gitarre zum technoiden Beat monoton auf einem Akkord dahinschreddert, bis man sich fast in Trance wiegt, bevor dann gleißend hell und laut der „Refrain“ dazwischenfährt – und weitergeravet wird. Nach etwa acht Minuten Diskurs-Rave fährt die Herrlichkeit runter auf Chill-Out und Jochen Distelmeyer singt die ersten Zeilen von Prefab Sprouts wundervollem „Electric Guitars“ über die durchatmenden Klänge. Dann wird wieder Fahrt aufgenommen, bevor endgültig Schluss ist und Distelmeyer Cole Porters „Every Time We Say Goodbye“ ansingt:“.Every time we say goodbye, I die a little. Every time we saygoodiye i wonder why a little.“ Fragt man sich nach so einem Konzert fürwahr. Blumfeld! Oh!

JOSEF WINKLER Stray CaU München, Tonhalle RumbleinMunich! Nach zwölf Jahren Pause wieder da: Lee Rocker (43), der sich optisch Richtung Michel Friedman entwickelt hat, aber den coolsten Standbass im Rocka-A billy-Kosmosslappt;SlimJim * Phantom 143). hyperaktiver Spargeltarzan mit Pokerface und swingendes Ein-Mann-Kraftwerk an der Snaredrum: und last not least, Ladies & Gentlemen, der Meister himself, inzwischen mit orchestraler Vergangenheit: Brian Setzer (44), etwas rundlich gewordener Muhammad Ali der Rockabilly-Gitarre. Zu bieten hat das Trio noch immer Punk-Power pur und eine Wundertüte voller Klassiker. „Rumble In Brighton“ gleich zu Beginn, den guten alten „Stray Cat Strut“, das berückende Instrumental „Sleepwalk“, zum 50. R’n’R-Geburtstag Elvis 1 „My Baby Left Me“, „Fishnet Stockings“ und, finale grandioso, „Rock This Town“. Die Bude brennt! Bilanz nach 90 Minuten und zwei Zugabenblocks: strahlende Rockabillys aller Altersklassen, Schweif) und Bier in Strömen. Jede Show der Tour wird als CD erhältlich sein – hübsch! ERNST HOFACKER