Lambchop


Wipp, wipp, hurro! Kurt & Co. schwelgten. Und schwelgten und schwelgten. Ein kleines Ventil gab 's zwar auch, aber das klemmte.

Hamburg, Fabrik Vor zwei Jahren spielten Lambchop in der Fabrik in Hamburg, und das sah so aus: Stuhlreihen waren vor der Bühne aufgebaut, in denen Leute saßen, die nicht sprachen, weil Kurt Wagner und seine umfangreiche Gang die wunderschönen Lieder ihres manchmal kaum hörbar leisen Albums is a woman mit ungefähr derselben Liebe zum Detail vortrugen, wie dereinst Michelangelo die Decke der Sixtinischen Kapelle bemalt haben muss. So viel tonale Schönheit schwebte durch die ehemalige Fischauktionshalle, dass alle erfreulicherweise die Klappe hielten, weil nur ein einziges lautes Wort den Klang einer gezupften Gitarrensaite oder ein Räuspern von Kurt Wagner übertönt hätte, und eben jener Klang und jenes Räuspern so irrsinnig wichtig und richtig schienen für das jeweilige Lied, wie alles, was die Band dort oben fabrizierte. Und so starrte man ergriffen nach vorn, und Tränen der Rührung sammelte sich in manchem Aug‘, und schön war’s, gar so schön. Und plötzlich sprang Klavierspieler Tony Crow auf, erzählte einen derben Witz, und alle lachten wie erlöst. Diesmal war manches anders. Zum einen standen da keine Stühle mehr. Zum anderen spielten Lambchop die Lieder ihrer beiden neuen Alben, und die sind weniger filigran, dafür aber orchestral, weswegen ein Streicherquartett, das Dafo String Quartet Idas zum Intro und gewiss zum Schrecken nicht weniger Anwesender Penderecki zum Besten gab], Nashvilles beste Band ergänzte. Und die Leute laberten, weil alles weniger leise war. Der Mann, der für den Klang sorgte, war der eigentliche Star des Abends, denn der Klang war der beste. Kurt „Rückenschmerzen‘ Wagner hockte auf seinem Stuhl und sprach fast nichts, derweil Tony Crow allenthalben aufsprang und eine Zote zum besten gab – das ist wohl eingerissen. Er war der zweite eigentliche Star des Abends. Zwischen den Zoten schwelgte die Band. Überhaupt sind aw cmon und no you cmon ein einziges bacharachsches Schwelgen, kleine, auf Midtempo gehaltene Elegien, weswegen sich der anwesende Sänger der Musikgruppe Fink, Nils Koppruch, zu dem Satz hinreißen ließ: „Das ist ja alles schön, ober wann gehen die mal aus sich raus? Wo ist das Ventil?“ Plötzlich lärmten Lambchop etwas unbeholfen, und daswarwohl das Ventil, danach ward wieder Schwelgen. Wir wippten im Takt, und wippten und wippten, und als uns vom Wippen ganz schwindelig war, wünschten wir uns für einen Moment ein bisschen Abwechslung, ein paaralte Lieder, wir, die Lambchop-Fans. Die Alten kamen zum Schluss, waren zu dritt und hinkten ein wenig. Ansonsten war alles wunderbar, schön, so schon wie noch immer bei Kurt und seiner Gang.