Lange Zeit war diese Band immer nur das neue Projekt von Ex-Nine Inch Nails-Mann Richard Patrick. Mit dem dritten Album präsentiert sich Filter nun als Einheit.
Trent Reznor ist so genial wie irre , sagt Richard Patrick, „aber als er mal wieder auf mich losging, habe ich mich gefragt, warum ich mir das überhaupt noch antue. Es war stellenweise entwürdigend. Für mich, vor allem ober für Trent.“
Heute, acht Jahre nach der Trennung von Nine Inch Nails und der Gründung von Filter, kann Richard Patrick wieder entspannt nach vorne blicken, entspannter als jemals zuvor. Nicht nur, dass mit „The Amalgamut“ das dritte Filter-Album vorliegt – was Richard fast mehr freut ist, dass die Zusammenarbeit mit Gitarrist Geno Lenardo, den er für die Aufnahmen zum zweiten, höchst erfolgreichen Filter-Longplayer „Title Of Record“ 1998 mit ins Boot geholt hatte, so hervorragend klappt. Lenardo prägt mit seinem unorthodoxen Spiel seither nicht nur nachhaltig! den Filter-Sound, er hat auch an den meisten Songs mitgeschrieben und zeichnet für das knallig peitschende „My Long Way To Jail“ allein verantwortlich. „Geno ist ein außergewöhnlicher Mensch“, sagt Richard Patrick voller Respekt und schließt an: „Er ist für Filter unverzichtbar geworden.“
Geno Lenardo wird’s gerne hören. Denn fast fünf Jahre lang war Filter nur Richard Patrick. Auch heute noch ist er das Aushängeschild, eine Rolle, die sich so ergeben, in der er sich aber nicht unbedingt wohl gefühlt hat. Dass sich die Last der Verantwortung nun auf zwei Schultern verteilt, ist dem Filter-Frontmann ganz recht. „Jeder von uns hat sich seinen kreativen Freiraum geschaffen und versteht doch den anderen blind“, sagt Lenardo.., Und trotzdem sind wir nicht so vermessen, nicht auf den anderen zu hören und den eigenen Stiefel durchzuziehen.“ Arbeitsbedingungen, die auch Bassist Frank Cavanagh und Drummer Steve Gillis schätzen. Sie sind nach dem Erfolg von „Title Of Record“ wieder mit dabei, genauso Produzent Ben Grosse. Never change a winning team. Oder, wie es Richard Patrick ausdrückt. „Wir sind eine Krake mit vier Armen.“
Darauf, dass Grosse bei „The Amalgamut“ erneut die Oberaufsicht im bandeigenen Studio „Abyssinian Sons“ in Chicago übernommen hat, legen Lenardo und Patrick großen Wert. „Er ist der Garant dafür, uns dahin zu bringen, wo wir hinwollen“, sagt Lenardo. „Wir sind direkt nach der zweijährigen Tour wieder ins Studio gegangen. Da ist es gut, jemanden dabei zu haben, der genau weiß, was wir wollen, und das umsetzen kann, ohne sich dabei zu wichtig zu nehmen oder experimentieren zu wollen.“ Das Ergebnis: Rock, hart, aber nicht aggressiv. Experimente sucht man auf „The Amalgamut“
fast vergebens. sieht man vom epischen Klangzauber auf 1 „The 4th“ mit seinen acht Minuten einmal ab; dafür bekommt man erneut Filter in Reinkultur. Eine Sammlung von einem Dutzend Songs, die mit unterschwelligen, fast harmonischen Melodien Radiotauglichkeit zeigen, ohne dabei ihr rockendes Gesicht zu verlieren. Das elektronische Element der Vergangenheit wurde zurückgefahren, dafür dürfen selbst bei ruhigeren Stücken wie „God Damn Me“ oder der Single „Where Do We Go From Here“ dynamisch Gitarren donnern. Man meint, gerade bei solchen Songs zu erahnen, was Patrick und Lenardo verbindet. Und dass der Erfolg von „Title Of Record“ durchaus wiederholbar ist – trotz des anstrengenden Studio-Tour-Studio-Kreislaufs in den letzten Jahren. „Ich holte nichts von langen Urlauben in der Karibik“, meint Patrick. „Wirhaben den Spirit unsererLive-Auftritte gleich hinüber ins Studio gerettet. So entstehen nach meiner Erfahrung die besten Songs.“
Was aber bedeutet der Albumtitel? „‚Amolgamut‘ zeigt einerseits den Schmelztiegel Amerika“, erklärt Patrick, „und andererseits die verschiedenen musikalischen Einflüsse. Und es geht darum, wie man als Trottel in diesem Schmelztiegel überleben kann. Denn Trottel sind wir in Amerika doch alle irgendwie“
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