Lebende Skulptur
Neue Töne: Des Comeback der Kultband Wire wirft nun sogar ein neues Album ab.
Nein, die Jüngsten sind Wire nicht mehr. Als sich die in jeder Hinsicht solitäre Kulthand der frühen New Wave 1996 wieder zusammentat, geschah das auch ursprünglich nur, um den 50. Geburtstag von Gitarrist Bruce Gilbert zu feiern. Aber dann kam 1999 die Einladung, in der Londoner Royal Festival Hall zu spielen. „Da gab es diese ‚Living Legends‘-Konzertreihe“, erzählt Sänger/Gitarrist Colin Newman. „das ist im Grunde wie in einem Museum: Die stellen dich auf ein Podest, und Leute kommen mit ihren Checklisten an, um dich abzuhaken: Aha. das war also Wire. Eine zweischneidige Sache, denn andererseits ist es ja eine Ehre, eine Legende zu sein.“
Inzwischen haben Wire ihr eigenes Label, benannt nach dem Debütalbuni PINK FLAG; auf dem erschienen 2001 zwei Folgen der EP-Serie Read & Burn, ehe nun mit Send das erste neue Album seit zwölf Jahren folgt. Und was für eins: Rätselhaft, rasend, berstend vor Energie klingen Wire nicht wie eine Legende, sondern wie etwas ganz Neues. „Wire ist am ehesten was für Leute, die sich dafür interessieren, wohin die Entwicklungin der Musik geht“, sagt Newman zum Anspruch der Band, die Bruce Gilben einst als „lebende Skulptur“beschrieb. „Ich kann mir niemand vorstellen, der auf Wire und Mariah Carey steht. Wir sind auch keine Schlafzimmerhand wie Coldplay, wo es den Jungs so schlecht geht, dass alle Mädels ihre Mama sein wollen. Wire sind das Gegenteil: Unseren Lärm mögen die Mädels überhaupt nicht.“ Nutzlos? Sagen wir: Vielleicht waren Wire noch nie so wichtig wie heute. www.wireviews.com