Lieber hätten wir geschrieben: ,Led Zeppelin, eine der letzten, lebendigen und legendären Supergroups der Endsechziger Jahre, sind seit 1973 zum ersten Mal wieder in Deutschland, und der ME hat für seine Leser ein Exclusiv-Interview mit Jimi Page, Robert Plant, John Bonham und John Paul Jones bekommen…‘ Warum das nicht so ist, wollen wir exemplarisch an diesem Beispiel verdeutlichen.
Die Rockwelt hat Dinosaurier. Von den Stones zu den Who, von Led Zeppelin bis zu Bob Dylan; viele andere seien namentlich nicht genannt, für sie gilt Gleiches: Der Musik-Redakteur fragt sich, ob und wie er sie heute noch behandeln soll. Die Dinosaurier machten Rock-Geschichte, machen sie noch immer. .Stimmt das wirklich noch‘, hören wir da zweifelnde Stimmen laut werden, die auch in uns sind. Was geben uns noch Mick Jagger & Co., Jimi Page und andere?! Wir haben Clash, Devo, Police!
Richtig. Und doch bleibt, wenn wir ehrlich sind, noch eine Menge von den ,Alten‘ hängen. Sie waren es, die uns in den letzten rund zwanzig Jahren eine neue Kultur beschert haben, die Rockmusik! (Auch wenn für ein Rockkonzert der Staat noch immer Vergnügungssteuer verlangt und jede – berechtigte – Opernaufführung, jedes größere Theater, mit Unsummen aus dem Staatssäckel subventioniert!!!) Und diese junge Kultur mit ihren Heroen gilt es zu pflegen, besonders für eine Rockzeitschrift.
Also wäre es unsere – mit Freude vollbrachte – Pflicht, über die Dinosaurier regelmäßig gute Berichte zu bringen. Aber dazu brauchen wir, und damit beginnt das Dilemma häufig, die Mithilfe der Jagger & Co., die, aus verständlichen Gründen, gar nicht so sehr auf Journalisten erpicht sind. Denn es wurde von dieser Gilde im Laufe der Jahre viel, sehr viel geschrieben; nicht selten paarte sich Wahres mit den Hirngespinsten der auf Sensation bedachten Schreiber. Kein Anlaß war billig oder tragisch genug, um nicht von vielen mißbraucht zu werden: Beatle Ringo hat vor der Königin gerülpst, Mick Jagger – Bianca Jagger, Scheidung!, Dylans Bekehrung zu neuer Religion, Keith Moon an Drogen umgekommen, Robert Plant’s Sohn gestorben.
Kann man danicht verstehen, daß die Beteiligten irgendwann mal die Schnauze voll haben, über ihr Leben Rede und Antwort stehen zu müssen?
Natürlich gibt es auch eine andere Presse, zweifellos. Wir, die Musik Express-Redakteure, machen es uns wahrlich nicht einfach. Wir wollen Euch stets gute Geschichten abliefern, keine Retortenberichte, keine Sensationshaschereien. Deshalb brauchen wir für unsere Recherchen, Gespräche oft etwas mehr Zeit. So ist es diesmal auch. Jetzt können wir Euch nur auf die sehr kurzfristig zustande gekommene Led Zeppelin-Tour hinweisen und Euch sagen, daß wir uns natürlich intensiv bemühen, für das August-Heft eine große Zeppelin-Geschichte/Interview zu bekommen. Und versichern können wir Euch noch eines: Wenn in Deutschland überhaupt jemand ein Interview bekommt, dann ist es mit Sicherheit der Musik Express!
